HNO-Ärzte plädieren für Entbudgetierung aller Fachgruppen

Neumünster – Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte begrüßt die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Leistungen von niedergelassenen Kinderärzten künftig ohne Budgetabschläge finanzieren zu wollen. Gleichzeitig weist der Verband auf die ähnlich angespannte Lage der HNO-Arztpraxen in der aktuellen Grippewelle hin.
„Die Wartezimmer der HNO-Praxen sind seit Tagen überfüllt. Die Zahl der Patienten mit Atemwegsinfektionen hat sprunghaft zugenommen, darunter viele Kinder. Ärzte und Praxisteams arbeiten an der Belastungsgrenze“, berichtete heute Verbandspräsident Jan Löhler. Statt selektiver Hilfsmaßnahmen für eine Fachgruppe zu beschließen, müsse die Budgetierung insgesamt beendet werden.
Mit Blick auf die jüngsten Sparmaßen in der gesetzlichen Krankenversicherung zeige sich ein grundsätzliches Politikversagen, so Löhler weiter:
„Seit Jahrzehnten warnen wir vor einem Kollaps der ambulanten Versorgung durch die Budgetierung unserer Leistungen. Die Budgetierung hat zu einer falschen Verteilung der Arztsitze und einer ungleichen Vergütung zwischen den Fachgruppen geführt. Außerdem frustriert der Vergütungsabzug am Quartalsende die Kolleginnen und Kollegen, hält junge Ärzte von der Niederlassung in eigener Praxis ab und beschleunigt die Abgabewelle der älteren Ärztegeneration.“
Versorgungsnotstände, wie sie jetzt unter anderem in Kinderarztpraxen, aber auch bei Hausärzten und Fachärzten der Grundversorgung, wie der HNO-Heilkunde, zu beobachten sind, seien hausgemachte Probleme der Gesundheitspolitik. Nicht nachvollziehbar sei weiterhin, dass mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz erst im Oktober dieses Jahres die von der Vorgängerregierung initiierte Entbudgetierung teilweise wieder zurückgenommen wurde.
Ein grundlegendes Problem der derzeitigen Politik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sei darüber hinaus, dass immer nur bestimmte Versorgungsbereiche als besonders gefährdet dargestellt und mit Sofortmaßnahmen unterstützt werden, betonte Löhler.
„Zuerst waren es die stationären Pflegekräfte, dann die Hausärzte und die Krankenhäuser und nun sind es die Kinderarztpraxen. So richtig die Unterstützung dieser Bereiche ist, so fatal ist der Kollateralschaden für all jene, die von der Politik vergessen werden.“
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