HNO-Verband kritisiert Unterfinanzierung von Operationen

Neumünster – Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (HNO) übt scharfe Kritik an der Vergütung von Mandel- und Mittelohroperationen bei Kindern. „Die Vergütung ist mittlerweile so schlecht, dass die verantwortlichen Ärzte bei jedem Eingriff draufzahlen müssen. Gleichzeitig werden die Operateure von Anfragen für die Eingriffe überrannt“, sagte der Präsident des Verbandes, Jan Löhler.
Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Adenotomie und die Einlage von Paukenröhrchen oder eine Tonsillotomie liege daher mittlerweile bei vier bis fünf Monaten – Tendenz steigend.
Für den häufigen Standardeingriff der Adenotomie mit Parazentese und Paukenröhrcheneinlage bei gesetzlich versicherten Kindern zahlen die Krankenkassen laut dem Verband seit diesem Jahr rund 105 Euro. Für eine Lasertonsillotomie liegte der Betrag bei etwa 170 Euro.
Von dem Betrag müssten Praxen auch das OP-Material, die Raummiete, die Personalkosten für die OP-Assistenz, die Instrumentenanschaffung und -aufbereitung, die Wartungskosten für die OP-Technik, die Haftpflichtversicherung und die jährliche sicherheitstechnische Kontrolle bezahlen.
„Wenn nicht sofort etwas geschieht und das ambulante Operieren in diesem Bereich deutlich aufgewertet wird, werden die Kinder nicht mehr die benötigte Versorgung erhalten“, sagte Löhler – dies sei ein „katastrophales Armutszeugnis für die Wohlstandsgesellschaft, in der wir leben“, so der Verbandsvorsitzende.
Der Verband kündigte Protestmaßnahmen „in Kürze“ an. Die möglichen Aktionen reichten von Informationskampagnen bis zur temporären oder gänzlichen Einstellung der operativen Tätigkeit. Ziel sei, das Ausmaß des Problems deutlich zu machen und die Verantwortlichen bei Krankenkassen, Selbstverwaltung und in der Politik zum Handeln zu bewegen.
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