Hörtest-App: Verbesserter Klang über Kopfhörer soll Hörschäden vorbeugen

Berlin – Mit der Mimi-Hörtest-App können Nutzer ihr Hörvermögen auf dem Smartphone über Kopfhörer testen. Anschließend ermöglicht eine zweite App (Mimi Music), die schlecht vernommenen Frequenzen in den persönlichen Musik-Playlists zu verstärken. Mit einer geringeren Lautstärke erreicht man so das gleiche Klangerlebnis und beugt Hörschäden vor, verspricht Henrik Matthies, Geschäftsführer des Start-ups Mimi Hearing Technologies GmbH.
Zur Früherkennung von Hörschäden hat das Start-up den Hörtest, der als Medizinprodukt zertifiziert wurde, bereits vor zwei Jahren als Smartphone-App für iOS entwickelt. Den Besuch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt könne die App zwar nicht ersetzen, sagt Matthies. Das Start-up hoffe jedoch, dass Menschen mit schlechten Hörtest-Ergebnissen zur Erkenntnis kommen, frühzeitig einen Facharzt aufzusuchen.
Eine zweite App, Mimi Music, ergänzt die Hörtest-App um ein Lifestyleprodukt, dass vor allem bei jungen Leuten ankommen soll, die viel Musik konsumieren. Aus den Rückmeldungen der Nutzer schließt Matthies, dass viele User tatsächlich leiser hören und potenzielle Lärmschäden vermeiden, nachdem sie ihre Musik mithilfe der Hörtestdaten individualisiert kalibriert haben.
„Die mimi-App verspricht tatsächlich einen Hörgenuss ohne Reue“, bestätigt auch Manfred Gross, Facharzt für Phoniatrie und für HNO-Heilkunde an der Charité Berlin. Gleichzeitig misst die App den Umgebungslärm und sorgt dafür, dass durch entsprechende Filterung nur ein unschädlicher Schallpegel mit den wichtigen Informationen zum Ohr gelangen. Eine Therapie des Tinnitus, wie sie eine ähnliche App (Tinnitracks) vorsieht, sei nicht angedacht, teilt Matthies mit.
Der präventive Gedanke, Hörschäden durch reduzierte Lautstärke zu vermeiden, hat auch die Barmer überzeugt, Mimi Hearing ab März für drei Monate zu unterstützen. In diesem Zeitraum können Interessierte beide Apps kostenlos für iOS installieren. Für Android und Windows soll der Hörtest in Kürze ebenfalls verfügbar sein.
Die Zuverlässigkeit der Hörtestergebnisse sowie die Nutzerfreundlichkeit der Apps wurden von der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité Berlin unter Leitung von Gross bereits in einem vorherigen Forschungsprojekt klinisch validiert. Die Voraussetzungen für alle vier Stufen der Prävention erfülle das Programm bereits in idealer Weise, bestätigte Gross mimi Hearing. In den kommenden drei Monaten wird das Team der Charité Berlin den präventiven Nutzen der Mimi-Apps evaluieren.
„Einen Datenaustausch zwischen dem Start-up und der Barmer wird es dabei nicht geben“, betont Mani Rafii, Vorstandsmitglied der Barmer auf einer Pressekonferenz in Berlin. Userdaten würden ausschließlich von Mimi Hearings verwaltet und an die Charité Berlin zu Evaluationszwecken übergeben.
Die Kalibration ist für jede Art von Kopfhörern möglich. Derzeit können Nutzer von Mimi Music die App mit Playlists von Spotify oder Soundcloud verknüpfen. Die jungen Unternehmer verfolgen jedoch das Ziel, Musikstreamingdienste, Serien- und Filmstreamingdienste wie Netflix oder Maxdome in die App zu integrieren, sodass jegliches Klangerlebnis individuell stattfinden kann und dabei Hörschäden vorbeugt.
Die Zahl der 15- bis 35-Jährigen, die auf eine Hörhilfe angewiesen sind, stieg zwischen den Jahren 2010 und 2015 um fast ein Drittel. Das geht aus Versichertendaten der Barmer hervor. Mithilfe der beiden Apps will die Barmer diese Zielgruppe erreichen und Hörschäden vorbeugen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: