Honorarberichte 2016: Leichtes Umsatzplus durch extrabudgetäre Leistungen

Berlin – Die Honorarumsätze der Vertragsärzte und -psychotherapeuten sind in den ersten beiden Quartalen 2016 leicht gestiegen. Das geht aus den aktuellen Honorarberichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Mehr Geld floss dabei vor allem für extrabudgetäre Leistungen im Bereich neuer oder spezialisierter Behandlungsverfahren. Vor diesem Hintergrund warnt die KBV vor der drohenden Abkopplung der Grundversorgung.
Laut den KBV-Honorarberichten verdienten die Kassenärzte und -psychotherapeuten im ersten Quartal rund 2,6 Prozent mehr als im Vergleichsquartal 2015, im zweiten Quartal 2016 betrug das Plus 4,1 Prozent. Demnach betrug das Plus gegenüber dem Vorjahresquartal im ersten Quartal 2,6 Prozent, im zweiten Quartal 4,1 Prozent.
Anteil unbezahlter Leistungen bleibt hoch
Trotz des moderaten Anstiegs sei aber der Anteil unbezahlter Leistungen auch im ersten Halbjahr 2016 unvermindert hoch gewesen, kritisierte der KBV-Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen. Je nach Fachgruppe habe er bei zehn bis 20 Prozent gelegen. „Wenn Politik und Kassen bei den Ärzten und Psychotherapeuten noch mehr Leistungen abfordern wollen, müssen sie hier ran“, mahnte der KBV-Chef.
Zudem gehe das Honorarplus vor allem auf das Konto extrabudgetärer Leistungen: Während die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) im ersten Quartal lediglich um 3,2 Prozent sowie im zweiten Quartal um 3,3 Prozent stieg, wuchs die Vergütung außerhalb der MGV um 6,9, beziehungsweise um 10,8 Prozent. „Die Zuwächse im Bereich der extrabudgetären Leistungen belegen, wie hoch der Leistungsbedarf der Patienten wirklich ist“, erläuterte KBV-Vizevorstand Stephan Hofmeister. Schließlich müssten die Krankenkassen in diesem Bereich jede erbrachte Leistung in voller Höhe vergüten.
Vor diesem Hintergrund sei die KBV-Forderung nach einem Ausstieg aus der Budgetierung mehr als berechtigt, betonte Hofmeister und forderte: „Die Krankenkassen müssen endlich das Mengenrisiko tragen“ – vor allem, da es sich bei extrabudgetären Leistungen überwiegend um neue oder hochspezialisierte Leistungen handelt. „Der ebenfalls deutlich steigende Bedarf an Grundversorgung wird so immer mehr abgekoppelt“, warnte der KBV-Vize.
Den KBV-Honorarberichten zufolge konnten im ersten Halbjahr 2016 nahezu alle Arztgruppen höhere Umsätze erzielen: So erhöhte sich der durchschnittliche Honorarumsatz pro Arzt im hausärztlichen Bereich im ersten Quartal 2016 um 3,8 Prozent, im zweiten Quartal um 2,3 Prozent. Fachärzte verbuchten einen Honoraranstieg von durchschnittlich 2,0 Prozent im ersten Quartal sowie 5,3 Prozent im zweiten Quartal.
Einige Arztgruppen verzeichneten jedoch auch Rückgänge: So sank der Umsatz im ersten Quartal bei den Endokrinologen um 3,5 Prozent, Hämatologen/Onkologen mussten ein Minus von 1,9 Prozent, Strahlentherapeuten Umsatzeinbußen von 1,1 Prozent hinnehmen. Ganz anders sah es bei den ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten aus. Sie verzeichneten im ersten Quartal 2016 ein Plus von 13,4 Prozent und im zweiten Quartal von 15,5 Prozent. Allerdings gehen die überdurchschnittlich hohen Zuwächse laut KBV auf Nachzahlungen für mehrere Quartale ab dem Jahr 2012 zurück.
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