Niedergelassene verdienen weniger als Klinikärzte

Berlin – Ein Vertragsarzt verdient mit der Behandlung gesetzlich Versicherter in der gleichen Arbeitszeit nach wie vor weniger als ein Arzt mit vergleichbarer Qualifikation im Krankenhaus. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
„Während die Klinikärzte von Tariferhöhungen profitieren, verringert sich das Einkommen der Vertragsärzte durch stetig steigende Betriebskosten“, erläuterte der Zi-Geschäftsführer Dominik von Stillfried. Die 2014 im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) erhobenen Daten zeigten, dass die Jahresüberschüsse in den Jahren 2010 bis 2013 stagnierten, während die Betriebskosten in den Praxen um 7,7 Prozent gestiegen seien.
Für den Vergleich hat das Zi die Jahresüberschüsse der Praxen standardisiert, um sie vergleichbar zu machen. Zum Beispiel wurden sie auf die Normarbeitszeit umgerechnet. Danach lag der sogenannte standardisierte Jahresüberschuss 2013 bei rund 117.100 Euro. Ein vergleichbares Bruttogehalt eines Oberarztes in der Klinik beträgt jedoch derzeit mehr als 135.000 Euro.
Der nicht-standardisierte durchschnittliche Jahresüberschuss eines Vertragsarztes betrug 2013 rund 145.400 Euro. Er liegt unter anderem deshalb höher als der standardisierte Wert, weil die Arbeitszeit selbständig tätiger Ärzte mit rund 49 Wochenstunden deutlich über der eines angestellten Arztes liegt. „Werden davon die Beiträge zur Altersvorsorge, zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommenssteuer abgezogen, verbleibt für einen Praxisinhaber ein durchschnittliches Nettoeinkommen in Höhe von 71.758 Euro im Jahr“, berichtet das Zi.
Allerdings verlief die wirtschaftliche Entwicklung von 2010 bis 2013 in den einzelnen Fachrichtungen unterschiedlich – sowohl bei Einnahmen und Aufwendungen als auch beim Jahresüberschuss. Besonders deutlich sind die Aufwendungen je Praxisinhaber bei den Anästhesisten mit durchschnittlich jährlich 4,3 Prozent und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie um 4,5 Prozent gestiegen.
Dagegen wurden die größten Einnahmenzuwächse im Fachgebiet Neurologie mit 5,8 Prozent erzielt. Für Orthopäden und Psychotherapeuten verringerten sich die Jahresüberschüsse um durchschnittlich 1,7 Prozent.
Mit dem Praxis-Panel hält das Zi jedes Jahr die Kosten, Einnahmen und Überschüsse von Praxen fest. Die diesjährige Befragung von mehreren tausend Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten startete Mitte Juli und wurde jetzt bis zum 30. November verlängert. „Je mehr Praxen sich beteiligen, desto aussagekräftiger ist die Datenlage“, appellierte Zi-Geschäftsführer von Stillfried an die Ärzte und Psychotherapeuten. Das ZiPP stelle eine wichtige Informationsbasis für die Honorarverhandlungen von KBV und Krankenkassen sowie für die Weiterentwicklung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes dar. An der Erhebung in 2014 hatten sich rund 5.000 Praxen beteiligt.
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