Politik

Immunitätsgeschehen in Heinsberg soll mit Langzeitstudie untersucht werden

  • Montag, 27. Juli 2020
/Inna, stock.adobe.com
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Düsseldorf – Die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im stark von Infektionen be­troffenen nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg soll mit einer Langzeitstudie wei­ter untersucht werden.

Die Universität Bonn kündigte heute ein Forschungsprojekt zum dortigen Infektions- und Immunitätsgeschehen unter anderem unter der Leitung ihres Virologen Hendrik Streeck an. Gefördert wird die Studie demnach mit knapp 800.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen (NRW).

Im Kreis Heinsberg waren zur Karnevalszeit die ersten SARS-CoV-2Infektionen in NRW auf­getreten. Der Kreis gilt mit dem größten Cluster an Infizierten als Epizentrum der Pandemie in Deutschland. Ein Forschungsteam um Streeck und seinen Kollegen Gunther Hart­mann untersuchte im März und April die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung. Rund 15 Prozent der Probanden wurden dabei positiv auf das Virus getestet.

Auf Basis der Daten wollen die Wissenschaftler nun das weitere Infektionsgeschehen be­trachten. Alle Getesteten sollen im Abstand von mehreren Monaten erneut untersucht werden. „Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, wo wir bereits mit so großer Präzi­sion das Infektionsgeschehen und die Immunität bestimmt haben“, erklärte Streeck. Bis Mai 2021 solle untersucht werden, „ob die Personen, die Antikörper haben, auch wirklich immun sind“.

Die Bonner Forscher hatten in Heinsberg festgestellt, dass jede fünfte nachgewiesene Infektion ohne Krankheitssymptome ablief. Viele Aspekte einer Infektion seien aber uner­forscht, erklärte die Universität. So sei „unklar, ob Individuen durch Antikörper gegen das Virus vor erneuten Infektionen geschützt sind und ob eine erhöhte Zahl überwundener Infektionen in der Bevölkerung einen bremsenden Einfluss auf das Infektionsgeschehen hat“.

„Durch die schrittweise Lockerung der bisherigen Maßnahmen und den für endemische Coronaviren üblichen Wettereffekt erwarten wir spätestens im Herbst einen Wiederan­stieg der Neuinfektionen“, erklärte Streeck. Wie diese verlaufen, wolle man durch erneute Probennahmen klären. Die Hypothese laute, dass eine mutmaßliche Teilimmunität das Geschehen verlangsamen könnte – im Vergleich zu Orten, wo weit weniger Menschen mit dem Virus Kontakt hatten.

Die Forscher erhoffen sich zudem Erkenntnisse zu Infektionswegen in Familien. Dazu sollen weitere Probanden erfasst werden, um die Datenbasis zu verbreitern. Zur Förde­rung durch das Land erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), es sei nun „wichtig herauszufinden, wie sich das Virus weiterverbreitet und ob es eine Immu­ni­tät gibt“. Dies seien „ausschlaggebende Faktoren“ für politische Entscheidungen.

afp

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