Ärzteschaft

Influenza: Große Impflücken bei chronisch kranken Patienten

  • Dienstag, 30. Juni 2020
Impfausweis mit dem Eintrag für die gerade erfolgte Grippeschutzimpfung /picture alliance
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Berlin – Deutschland ist weit von der in der Europäischen Union (EU) angestrebten In­flu­enza-Impfquote von 75 Prozent bei chronisch kranken Personen entfernt. Besondere Impf­lücken gibt es bei Patienten mit Multipler Sklerose, chronischer Virus hepatitis, Ast­hma und Immundefekten.

Lediglich jeder fünfte Patient mit diesen Erkrankungen in Deutschland lässt sich gegen Influenza impfen. Auch regional bestehen große Unterschiede der Impfquoten. Das geht aus einer neuen Auswertung des Versorgungsatlas hervor. Dieser ist ein Angebot des Zen­t­ralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Die Datenquelle der neuen Analyse waren die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2018.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts em­pfiehlt eine jährliche Influenzaimpfung bei Personen mit chronischen Erkrankungen ab dem Alter von sechs Monaten. Dazu gehören Personen mit chronischen Erkrankungen der Atemwege wie Asthma bronchiale oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber, der Nieren, Personen mit metabolischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose sowie Personen mit angebo­renen oder erworbenen Immundefizienzen.

Die Influenza-Impfquoten variierten laut der Analyse in der Influenzasaison 2017/2018 je nach Zielgruppe zwischen 19 Prozent (Multiple Sklerose) und 44 Prozent (chronische Nie­renkrankheit). Die Impfquoten waren bei Frauen höher als bei Männern. Eine Ausnahme bildeten Patienten mit HIV/AIDS, deren Impfquote bei Männern mit 43,4 Prozent um sie­ben Prozentpunkte höher lag als bei Frauen (36,6 Prozent). Die Impfquoten waren bei den 20- bis 29-Jährigen am niedrigsten und stiegen mit höherem Alter. Die Altersgruppe der über 80-Jährigen erreichte demnach die höchsten Impfquoten.

Auch regional gibt es laut der Auswertung große Unterschiede bei den Impfquoten: Auf der Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen variierten sie um den Faktor 1,6 (Herzin­suffi­zienz) bis 2,2 (chronische Virushepatitis). Die Impfquoten waren in den meisten Ziel­gruppen in den ostdeutschen Bundesländern höher als in Westdeutschland, außer bei Pa­tienten mit HIV/AIDS.

In Ostdeutschland fanden sich die höchsten Impfquoten im Zeitverlauf in Sachsen-Anhalt gefolgt von Brandenburg und Sachsen. In Berlin lagen die Impfquoten höher als in den westlichen Bundesländern, aber niedriger als in den anderen ostdeutschen Regionen.

Im Westen Deutschlands lagen die Werte in den nördlichen Bundesländern leicht über dem Bundesdurchschnitt, insbesondere in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Hol­stein.

Patienten mit HIV/AIDS wiesen ein anderes regionales Muster auf: Die höchsten Impfquo­ten ergaben sich für Mecklenburg Vorpommern (62 Prozent) und Sachsen (60 Prozent), ge­folgt von den beiden westdeutschen Bundesländern Hamburg (52 Prozent) und Saar­land (50 Prozent). Die niedrigste Impfquote zeigte sich dagegen in Sachsen-Anhalt, wo sich lediglich jeder dritte HIV-Patient impfen ließ (31 Prozent).

„Über den Beobachtungszeitraum hinweg zeigte sich bei den meisten Zielgruppen ein leicht rückläufiger Trend der Impfquoten. Lediglich bei Patienten mit HIV/AIDS und Im­mundefekten war kein rückläufiger, aber ein stagnierender Trend zu sehen“, berichten die Autoren des Versorgungsatlas.

hil

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