Innovationsfonds: Hoffnungen und Appelle an Projektträger
Berlin – Große Erwartungen und Hoffnungen haben Gesundheitspolitiker sowie Mitglieder der Selbstverwaltung an die Verantwortlichen der Innovationsfonds-Projekte gerichtet. „Es gibt viele ungenutzte Möglichkeiten im Gesundheitssystem. Der Innovationsfonds soll uns helfen, Brücken zu schlagen und sich an den Bedürfnissen der Patienten zu orientieren“, erklärte Annette Widmann-Mauz, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG) bei einer Veranstaltung zum Projektstart des Fonds in Berlin.
Mit dem Innovationsfonds wurden in einem ersten Schritt 29 Projekte im Bereich neue Versorgungsformen im Volumen von insgesamt 225 Millionen Euro gefördert. Vor Vertretern der Projekte erklärte die CDU-Politikerin, dass sich der Fonds in die Agenda der Gesundheitspolitik in dieser Legislatur einfüge, da das BMG einen Schwerpunkt auf Digitalisierungs- und Vernetzungsansätze in der Gesetzgebung gelegt habe. Sie hoffe auf den Erfolg der Projekte: „Wir sind gespannt auf die Ergebnisse, die uns hoffentlich viel Arbeit bei der Umsetzung bringen werden.“
Den Erfolg des Innovationsfonds, bei dem die zuständige Geschäftsstelle vor genau einem Jahr mit der Arbeit beginnen konnte, definierte der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken, konkreter: „Der Wert des Innovationsfonds wird sich erst dann zeigen, wenn die Evaluationsberichte in dreieinhalb Jahren vorliegen und die Projekte in die Regelversorgung übergehen“, so Hecken.
Die Geschäftsstelle des Innovationsfonds ist beim G-BA angelegt. Zwar sei es eine große Herausforderung gewesen, die 300 Millionen Euro, die der Fonds 2016 zur Verfügung hatte, auszugeben, sowie über 700 Anträge zu bearbeiten. „Wie die Vertreterin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in dem Ausschuss schon sagte, es war noch nie so schwer, Geld auszugeben. Aber am Ende darf es nicht 500 Insellösungen geben, die mit Ende des Fonds in sich zusammen fallen. Dann wäre der Fonds gescheitert“, erklärte Hecken.
Daher richtete er den Appell an alle Projektbeteiligten: „Die Verantwortung liegt bei Ihnen, zu beweisen, ob dass, was in den Projekt-Papieren steht, wirtschaftlich ist, die Versorgung verbessert und bei Patienten ankommt. Es wäre eine Schande, wenn wir dieser Verantwortung nicht gerecht werden.“ Für die kommenden Ausschreibungen wünscht sich Hecken mehr Projekte zum Thema Delegation und Substitution.
Auch die Patientenvertreter lobten den Innovationsfonds: „Endlich wird bei Projekten auch einmal darauf Wert gelegt, die Patientensicht mit einzubeziehen“, erklärte Ilona Köster-Steinebach vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Das Gesetz hat sehr viele gute Faktoren und Auswahlkriterien für förderungsfähige Projekte benannt.“ Sie mahnte an, dass Projekte mehr den Fokus auf den Patienten als selbstständig handelnde Person gelegt wird und Patienten nicht als Objekt betrachtet werden sollten. „Und ich hoffe, dass die Projekte im Fonds kein Schaulaufen für neue Selektivverträge werden wird. Die Versorgungsmodelle müssen in den Kollektivvertrag übergehen.“
Für den Vorsitzenden des Expertenbeirates, Holger Pfaff, bringt der Innovationsfonds ganz neue Perspektiven in das deutsche Gesundheitssystem. „Wir haben zum ersten Mal die Logik von Forschung und Entwicklung ähnlich wie in der Industrie. Damit lernt die Versorgung, wie Prozesse in der Praxis umgesetzt werden können und die Forschung arbeitet zielgenauer auf die Umsetzung hin“, so Pfaff in Berlin. Außerdem seien die 75 Millionen Euro, die für 69 Projekte in der Versorgungsforschung vergeben wurden „ein Glücksfall“.
„Wir können hier die neuen Versorgungsformen für morgen vorbereiten. In Deutschland haben wir nun ein Forschungssystem, das von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung alles unterstützt“, so Pfaff, der Direktor des Institutes für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft an der Uni Köln ist.
Es sei auch die Aufgabe der Hochschulen, nun den Nachwuchs für die Versorgungsforschung zu finden und ihnen eine Karriereperspektive an den Universitäten zu bieten. Betrachte man den Fonds unter der Perspektive der Patientenversorgung werde dort Wissenschaft und Praxis wieder besser miteinander verknüpft. „Es ist ein Mittel, die Leute im System wieder zusammenzubringen.“
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