Intensivmedizin: Entwöhnung vom Beatmungsgerät oft schwierig
Berlin – Rund 40 Prozent aller Patienten, die künstlich beatmet werden müssen, haben anschließend Schwierigkeiten, ohne das Beatmungsgerät auszukommen. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Sie hat das Kompetenznetzwerk „WeanNet“ gegründet, um die Entwöhnung – das sogenannte Weaning – und damit die Prognose für die Patienten zu verbessern.
Je länger der Patient an das Beatmungsgerät gebunden ist, desto mehr Muskulatur baut er ab und desto schwerer fällt es ihm, wieder selbstständig zu atmen. Die Zahl der Patienten, die längerfristig beatmet werden müssen, ist laut der Fachgesellschaft in Deutschland auf etwa 30.000 Patienten angewachsen. Dies koste das Gesundheitssystem zwei bis vier Milliarden Euro pro Jahr.
„In vielen Kliniken wird das Weaning zu früh aufgegeben, weil die Strukturen und das Personal auf den Intensivstationen dafür fehlen“, kritisiert der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und allgemeine Innere Medizin am Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt, Martin Hetzel. Er betont, die Anstrengung lohne sich aber, weil sie nachweislich die Lebenserwartung und -qualität verbessere.
Um die Intensivstation zu entlasten, spezialisierten sich mittlerweile sogenannte Weaningzentren darauf, Beatmungspatienten bei der Entwöhnung zu unterstützen. Neben den Atemübungen gehört dazu auch Physiotherapie oder Logopädie, denn viele Patienten müssten auch das Schlucken wieder lernen. Die professionelle Entwöhnung sei zeit- und personalintensiv, sei aber insgesamt finanziell günstiger als die dauerhafte außerklinische Beatmung in einem Intensivpflegeheim.
Laut der DGP können über 50 Prozent der langzeitbeatmeten Patienten erfolgreich vom Beatmungsgerät entwöhnt werden. Nur zum Schlafen benötigten sie eventuell noch eine Atemmaske.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: