Vermischtes

Internationale Energieagentur will mehr Tempo bei Energiewende

  • Donnerstag, 2. März 2023
/picture alliance, Geisler-Fotopress, Christoph Hardt
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Paris – Die Internationale Energieagentur (IEA) fordert mehr Tempo bei der Energiewende, da der globale Kohlendioxidausstoß bei der Energieerzeugung auf einem Rekordniveau verharrt. Die weltweiten energiebe­dingten CO2-Emissionen seien 2022 um 0,9 Prozent oder 321 Millionen Tonnen gestiegen und hätten einen Höchststand von über 36,8 Milliarden Tonnen erreicht, teilte die IEA heute in Paris mit.

Um Klima- und Energieziele zu erreichen, seien verstärkte Maßnahmen zur Umstellung auf saubere Energien nötig. 2021 hatte die Zunahme der CO2-Emissionen weltweit noch bei sechs Prozent gelegen.

„Die Auswirkungen der Energiekrise haben nicht zu dem anfänglich befürchteten starken Anstieg der globalen Emissionen geführt – und das dank des herausragenden Wachstums von erneuerbaren Energien, Elektrofahr­zeugen, Wärmepumpen und energieeffizienten Technologien“, sagte IEA-Direktor Fatih Birol.

Ohne saubere Energie wäre die Zunahme der CO2-Emissionen fast dreimal so hoch gewesen. „Wir sehen je­doch immer noch einen Anstieg der Emissionen aus fossilen Brennstoffen, was die Bemühungen um die Er­reichung der weltweiten Klimaziele behindert.“

Internationale und nationale Firmen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiteten, machten Rekordumsätze und müssten ihren Teil der Verantwortung übernehmen - entsprechend ihrer Versprechen, die Klimaziele zu erreichen, forderte der IEA-Chef. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie ihre Strategien überprüfen, um sicherzustellen, dass sie auf eine sinnvolle Emissionsreduzierung ausgerichtet sind.“

Vor dem globalen Klimastreik von Fridays for Future heute warf die Aktivistin Luisa Neubauer der Regierungs­koalition aus SPD, Grünen und FDP zu große Zögerlichkeit beim Klimaschutz vor. „Statt einer Fortschrittkoa­lition erleben wir gerade eine Stillstandskoalition“, sagte sie im Podcast „Stand der Dinge“. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) sieht Neubauer in der Pflicht: „Auf das Machtwort des Kanzlers zur Klimakrise, zum richtigen Loslegen – darauf warten wir bis heute.“

Es passiere gerade so wenig, es werde so viel blockiert. Das sei fatal. Deutschlandweit plant Fridays for Future mehr als 230 Aktionen, in gut 40 Städten auch gemeinsam mit Verdi. Die Gewerkschaft hat an dem Tag zu Warnstreiks aufgerufen. Für Deutschland fordert Fridays for Future unter anderem einen Kohleausstieg bis 2030, 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035 sowie das sofortige Ende der Subventionen für fossile Energieträger und einen Ausbaustopp für Autobahnen.

Die CO2-Emissionen aus Kohle stiegen im vergangenen Jahr den Angaben der IEA zufolge um 1,6 Prozent, da die globale Energiekrise in Asien und in geringerem Maße auch in Europa eine Umstellung von Gas auf Kohle ausgelöst habe. Die Erdgasemissionen seien um 1,6 Prozent gesunken, da sich das Angebot nach dem russi­schen Einmarsch in die Ukraine verknappt habe und europäische Unternehmen sowie Bürger sich bemüht hätten, ihren Gasverbrauch zu senken.

Die CO2-Emissionen aus Öl stiegen demnach noch stärker als die aus Kohle, nämlich um 2,5 Prozent. Sie blieben aber immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie. Etwa die Hälfte des Anstiegs der Ölemissionen gegenüber dem Vorjahr entfiel laut der IEA auf den Flugverkehr, der sich von der Pandemie weiter erholte.

In China blieb der Kohlendioxidausstoß im Jahr 2022 weitgehend unverändert, da strenge COVID-19-Maß­nahmen und eine rückläufige Bautätigkeit zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum und weniger Emis­sionen in Industrie und Verkehr geführt hätten.

In der EU seien die Emissionen um 2,5 Prozent gesunken, da der Rekordeinsatz von erneuerbaren Energien dazu beigetragen habe, dass der Kohleverbrauch nicht so hoch war wie Beobachter erwartet hatten. Ein mil­der Beginn des europäischen Winters und Energiespar­maßnahmen als Reaktion auf die russische Invasion hätten ebenfalls dazu beigetragen.

In den Vereinigten Staaten hätten die Emissionen um 0,8 Prozent zugenommen, da der Energieverbrauch von Gebäuden wegen der extremen Temperaturen gestiegen sei. Ohne China nahmen die Emissionen in den asia­tischen Schwellen- und Entwicklungsländern um 4,2 Prozent zu, was laut IEA das schnelle Wirtschaftswachs­tum und die höhere Energienachfrage widerspiegelt.

dpa

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