Politik

IQWiG sieht Änderungsbedarf beim Chronikerprogramm zu Brustkrebs

  • Donnerstag, 3. September 2020

Köln – Viele Versorgungsaspekte des gültigen Chronikerprogramms (Disease Manage­ment Programm, DMP) Brustkrebs sollten oder könnten überarbeitet werden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) haben sie aktuelle evidenz­ba­sier­te Leitlinien zu Brustkrebs identifiziert und deren Empfehlungen mit der soge­nannten DMP-Anforderungen-Richtlinie des G-BA abgeglichen.

DMP sollen die Zusammenarbeit der Leistungserbringer fördern und die diagnostischen und therapeutischen Abläufe besser miteinander verzahnen. Das Chronikerprogramm zu Brustkrebs war zuletzt zum Oktober 2018 aktualisiert worden. Im Juni 2019 waren bun­des­weit insgesamt 130.293 gesetzlich Krankenversicherte darin eingeschrieben.

„Vor allem bei der systemischen Therapie des Brustkrebses – also bei Therapien, die wie Chemotherapien im ganzen Körper wirken – haben sich in den letzten Jahren einige wich­tige Änderungen ergeben, die im aktuell gültigen DMP Brustkrebs noch nicht be­rück­sichtigt sind“, hieß es aus dem IQWiG.

So werde heute teilweise bereits vor der Operation ein großzügiger Einsatz systemischer Therapien empfohlen. Auch für Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs habe sich die Therapie fortentwickelt.

Im Gegensatz zur DMP-Anforderungen-Richtlinie empfehlen die aktuellen Leitlinien laut dem IQWiG zudem biomarkerbasierte Tests. Auch hier sieht das IQWiG Aktualisierungs­bedarf. Der G-BA hatte im Juni 2020 einen ersten biomarkerbasierten Test zur Unter­stüt­zung der Therapieentscheidung für oder gegen eine Chemotherapie in einer bestimmten Fallkonstellation in die Regelversorgung aufgenommen.

In der Strahlentherapie empfehlen die Leitlinien laut IQWiG vor allem für ältere Patien­tinn­en zunehmend eine deeskalierende Strategie mit kürzerer Gesamtbehand­lungs­zeit aber höheren Einzeldosen oder auch alleiniger Teilbrustbestrahlung.

Die Wissenschaftler des Instituts weisen zudem daraufhin, dass das DMP die Themen­kom­plexe „Brustkrebs des Mannes“ sowie „Brustkrebs und Schwangerschaft“ noch nicht thematisiere.

Bei dem vorliegenden Vorbericht handelt es sich um eine vorläufige Bewertung. Inter­essierte können dazu bis zum 30. September Stellungnahmen abgeben.

hil

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