IQWiG sieht Änderungsbedarf beim Chronikerprogramm zu Brustkrebs
Köln – Viele Versorgungsaspekte des gültigen Chronikerprogramms (Disease Management Programm, DMP) Brustkrebs sollten oder könnten überarbeitet werden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) haben sie aktuelle evidenzbasierte Leitlinien zu Brustkrebs identifiziert und deren Empfehlungen mit der sogenannten DMP-Anforderungen-Richtlinie des G-BA abgeglichen.
DMP sollen die Zusammenarbeit der Leistungserbringer fördern und die diagnostischen und therapeutischen Abläufe besser miteinander verzahnen. Das Chronikerprogramm zu Brustkrebs war zuletzt zum Oktober 2018 aktualisiert worden. Im Juni 2019 waren bundesweit insgesamt 130.293 gesetzlich Krankenversicherte darin eingeschrieben.
„Vor allem bei der systemischen Therapie des Brustkrebses – also bei Therapien, die wie Chemotherapien im ganzen Körper wirken – haben sich in den letzten Jahren einige wichtige Änderungen ergeben, die im aktuell gültigen DMP Brustkrebs noch nicht berücksichtigt sind“, hieß es aus dem IQWiG.
So werde heute teilweise bereits vor der Operation ein großzügiger Einsatz systemischer Therapien empfohlen. Auch für Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs habe sich die Therapie fortentwickelt.
Im Gegensatz zur DMP-Anforderungen-Richtlinie empfehlen die aktuellen Leitlinien laut dem IQWiG zudem biomarkerbasierte Tests. Auch hier sieht das IQWiG Aktualisierungsbedarf. Der G-BA hatte im Juni 2020 einen ersten biomarkerbasierten Test zur Unterstützung der Therapieentscheidung für oder gegen eine Chemotherapie in einer bestimmten Fallkonstellation in die Regelversorgung aufgenommen.
In der Strahlentherapie empfehlen die Leitlinien laut IQWiG vor allem für ältere Patientinnen zunehmend eine deeskalierende Strategie mit kürzerer Gesamtbehandlungszeit aber höheren Einzeldosen oder auch alleiniger Teilbrustbestrahlung.
Die Wissenschaftler des Instituts weisen zudem daraufhin, dass das DMP die Themenkomplexe „Brustkrebs des Mannes“ sowie „Brustkrebs und Schwangerschaft“ noch nicht thematisiere.
Bei dem vorliegenden Vorbericht handelt es sich um eine vorläufige Bewertung. Interessierte können dazu bis zum 30. September Stellungnahmen abgeben.
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