Vermischtes

Jede fünfte Klinikoperation wäre auch ambulant möglich

  • Mittwoch, 25. Oktober 2023
/StudioLaMagica, stock.adobe.com
/StudioLaMagica, stock.adobe.com

Kiel – Von jährlich gut 500.000 Operationen, nach denen die Patienten in Schleswig-Holstein im Krankenhaus bleiben, könnten 100.000 ambulant erledigt werden. Dies geht aus Angaben der Barmer hervor, deren Institut für Gesundheitssystemforschung dafür die Daten von 364.000 Versicherten im Land ausgewertet hat.

Es gebe gute Gründe, mehr ambulant zu operieren, sagte der Landesge­schäftsführer der Barmer, Bernd Hille­brandt. So seien Klinikaufenthalte für manche Patienten mit großen Belastungen verbunden. Zudem verlaufe die Genesung zu Hause oft schneller und komplikationsloser. Auch sinke das Risiko von Infektionen mit Krankenhaus­keimen.

Darüber hinaus seien Klinikaufenthalte personalintensiv, sagte Hillebrandt. „Vor dem Hintergrund der demo­grafischen Entwicklung sollten die knappen Personalressourcen im Krankenhaus möglichst effektiv eingesetzt werden.“ Hillebrandt appellierte an Ärzte und Patienten, die Vorteile ambulanter Behandlungen immer mit im Blick zu haben.

Auch Leistenbruchoperationen, minimalinvasive Bandscheibenopera­tionen, die Entfernung von Weichteiltu­moren, Operationen des Grünen oder Grauen Stars oder die Entfernung der Rachenmandeln seien in Arzt­praxen oder im Krankenhaus ambulant möglich.

Es gebe aber auch Ausschlusskriterien, sagte Hillebrandt. Das seien zum Beispiel Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, fehlende Überwachung und Betreuung zu Hause in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff sowie das Alter (Säuglinge, Hochbetagte).

Voraussetzungen für mehr ambulante Eingriffe seien eine gesicherte Versorgung in Wohnortnähe, ein gut ausgebauter Nahverkehr sowie eine gute Erreichbarkeit von Apotheken oder Physiotherapie. Zudem müssten stationär und ambulant erledigte Operationen auch gleich vergütet werden. Bisher sei die Vergütung im Krankenhaus höher.

„Wir haben zu viele Krankenhausfälle“, bilanzierte Hillebrandt. „Die Kranhausdichte in Deutschland ist im in­ternationalen Vergleich sehr hoch.“ Dabei hätten zwei Drittel der Kliniken weniger als 300 Betten, betriebs­wirtschaftlich optimal wären 600 bis 900.

Mit dem Kurs auf mehr Konzentration und Spezialisierung sei der Bund bei der geplanten Krankenhausreform grundsätzlich auf dem richtigen Weg, sagte Hillebrandt. „Dabei muss genau in den Blick genommen werden, welche Krankenhausstandorte unverzichtbar sind und welche wichtigen Funktionen regionale Versorgungs­zentren mit einem Schwerpunkt für ambulante Operationen übernehmen könnten.“

Das Ambulantisierungspotenzial ist im Norden im Übrigen nicht ganz so groß wie in anderen Ländern. Im vorigen Jahr lag der Anteil der Operationen, die entsprechend den Vorgaben auch ambulant möglich gewesen wären, unter 20 Prozent. Das war der zweitniedrigste Wert im Ländervergleich. Besonders hoch war die Quote im vierten Quartal 2022 bei Frauen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren mit 29 Prozent – Geburten nicht mitgerechnet.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung