Jeder zweite ausländische Arzt scheitert in Bayern an Fachsprachenprüfung
München – In Bayern haben im vergangenen Jahr 244 ausländische Ärzte die Fachsprachenprüfung bestanden, 266 sind durchgefallen. Damit lag die Bestehensquote bei 48 Prozent, wie die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) gestern mitteilt.
„Die Defizite liegen zumeist bei der Transferleistung des vom Patienten vorgetragenen Beschwerdebildes in einer auf Fachsprachenniveau erfolgenden Vorstellung des Patienten an den ärztlichen Kollegen. Auch die schriftliche Wiedergabe der erhobenen Anamnese ist oftmals nicht ausreichend“, erklärte der Kammerpräsident Max Kaplan.
Die Ärztekammer nimmt den Sprachtest seit April 2017 ab. Ärzte aus 92 Nationen haben sich im vergangenen Jahr dazu gemeldet. Am häufigsten kamen sie aus Syrien, Rumänien und Serbien. „Die Patienten haben ein Recht darauf, ihren Arzt zu verstehen. Und auch die Kollegen sind darauf angewiesen, dass die Kommunikation funktioniert, zum Beispiel dass jeder Arzt im Krankenhaus oder in der Praxis nach entsprechender Einarbeitung in der Lage ist, einen Arztbrief zu schreiben oder wichtige Dokumentationspflichten zu erfüllen“, sagte Kaplan.
Auch in anderen Ländern ist die Quote der Nichtbesteher hoch: So fällt bei den Sprachtests für ausländische Ärzte in Sachsen-Anhalt jeder vierte Prüfling durch. Am häufigsten scheitern die Mediziner laut der Sächsischen Ärztekammer daran, schriftliche Untersuchungsbefunde und einen Arztbrief zu verstehen. Zudem sei das Verstehen zwei- und dreistelliger Zahlen ein Problem.
„Wir sehen die Notwendigkeit einer solchen Prüfung, haben wir es doch mit einer steigenden Anzahl von Ärztinnen und Ärzten, die Nicht-Deutsch-Muttersprachler sind, zu tun“, sagte Kaplan. Der Kammerpräsident rief die Personalverantwortlichen der Krankenhäuser dazu auf, fremdsprachliche Ärzte bei der sprachlichen Qualifizierung zu unterstützen.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kündigte an, die Deutschkenntnisse von ausländischen Medizinern weiter konsequent prüfen zu lassen. „Arzt und Patient müssen sich verständigen können – und das darf nicht an Sprachbarrieren scheitern“, sagte sie. Ein gegenseitiges Verstehen sei die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Sie zeigte sich froh, mit der Bayerischen Landesärztekammer den „idealen Partner für die Fachsprachenprüfung“ gewonnen zu haben.
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