Junge Erwachsene mit Krebs fühlen sich oft alleingelassen

Leipzig – Junge Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren mit einer Krebserkrankung vermissen häufig eine altersangemessene Unterstützung, um in ihrer besonderen Lebenssituation mit der Erkrankung umzugehen. Das berichten Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig. In einer von der Deutschen Krebshilfe geförderten Studie untersuchen sie die Lebenszufriedenheit und die psychosoziale Versorgungssituation von Krebspatienten im jungen Erwachsenenalter.
„Junge Erwachsene stehen vor vielfältigen Entwicklungsaufgaben, die durch die Erkrankung ins Wanken geraten und zunächst das eigene Überleben in den Mittelpunkt stellen. Doch der Wunsch nach einer eigenen Familie und einem Beruf bleibt natürlich bestehen, so dass jüngere Krebspatienten unter einem höheren psychischen Druck stehen als ältere“, betonte Kristina Geue vom Lehrstuhl für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig.
Im Rahmen des Forschungsprojekts „AYA Leipzig“ – „AYA“ steht für „Adolescents and Young Adults“ – haben die Wissenschaftler 514 junge Krebspatienten aus ganz Deutschland zu ihrer Lebenszufriedenheit, der Versorgungssituation und dem Unterstützungsbedarf zweimal innerhalb eines Jahres befragt.
Darüber hinaus wollten die Forscher wissen, wie zufrieden die Betroffenen mit der derzeitigen psychoonkologischen Versorgung in den Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen und der ambulanten Betreuung sind. „Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 29 Jahre alt und litten mehrheitlich an Brust- oder Lymphdrüsenkrebs“, erläuterte Yve Stöbel-Richter, die zusammen mit Kristina Geue das Forschungsprojekt leitet.
Nach ersten Ergebnissen bewegt die jungen Erwachsenen insbesondere, wie sehr sich Freundschaften und andere wichtige soziale Beziehungen durch die Erkrankung veränderten. Daneben war die Wiederaufnahme der Ausbildung beziehungsweise des Berufs für viele Betroffene eine große Herausforderung. Die Angst vor dem Wiederauftreten der Erkrankung beeinträchtigt viele der jungen Krebspatienten ebenso wie mögliche langfristige körperliche Folgen der Erkrankung und Behandlung.
Neben therapeutischen Angeboten zur Reduktion von Ängsten und anderen psychosozialen Belastungen vermissen sie insbesondere bewegungs- und entspannungstherapeutische Gruppenangebote mit anderen jungen Krebspatienten.
Das Forscherteam will nun aus den Ergebnissen hilfreiche Handlungsempfehlungen für das ärztliche und therapeutische Personal für die psychoonkologische Versorgung der AYA ableiten.
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