Ausland

Kaufkraft von Ärzten in Großbritannien gesunken

  • Mittwoch, 27. März 2024
/patrikslezak, stock.adobe.com
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London – Ärzte in England mussten seit 2008 über alle Besoldungsgruppen hinweg einen Kaufkraftverlust von rund 25 Prozent hinnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Office of Health Economics (OHE), einer unabhängigen Forschungseinrichtung für Gesundheitsökonomie, im Auftrag des British Medical Journal (BMJ).

Damit ist der Gehaltsverfall bei Ärztinnen und Ärzten stärker als bei anderen britischen Arbeitnehmern – bei ihnen beträgt der Kaufkraftverlust laut dem Beitrag im Mittel rund zehn Prozent.

Ein sogenannter F1-Arzt zu Beginn der Berufstätigkeit erzählte dem BMJ, dass er sich kein Frühstück oder ein Fitnessstudio leisten könne, während ein anderer sagte: „Wenn ich nicht mit meinem Partner zusammenleben würde, hätte ich finanzielle Probleme.“

„Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor gab es nach dem Finanzcrash im Jahr 2008 einen realen Gehaltsrückgang“, sagte der Ko-Vorsitzende des Ausschusses für Ärzte in Ausbildung der British Medical Asso­ciation (BMA), Vivek Trivedi.

Im privaten Sektor, in dem 80 Prozent der britischen Arbeitnehmer beschäftigt sind, erholten sich die Gehälter jedoch relativ schnell – zum Beispiel in der Industrie – während der öffentliche Sektor laut BMA die Hauptlast der Sparmaßnahmen zu tragen hatte.

„Unser Gehalt sollte das Niveau der Ausbildung und des Fachwissens widerspiegeln, das Ärzte haben, sowie das Maß an Verantwortung, das wir tragen. So einfach ist das. Und unsere Gehälter sollten mit der Inflation Schritt halten“, sagt die Ko-Vorsitzende der Doctors‘ Association UK (DAUK), Helen Fernandes. Der NHS England hat auf die Bitte des BMJ um Stellungnahme nicht reagiert.

Unzufrieden mit der Lage im Gesundheitswesen sind in Großbritannien aber nicht nur die Ärzte, sondern auch die Bevölkerung. Die Zufriedenheit der Menschen in Großbritannien mit dem Gesundheitssystem (NHS) ist auf einem Rekordtief. Das ergab eine Umfrage des National Centre of Social Research, wie aus einem heute veröffentlichten Bericht hervorgeht.

Demnach zeigte sich im vergangenen Jahr weniger als ein Viertel (24 Prozent) der Menschen im Vereinigten Königreich zufrieden mit dem NHS. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Umfragen im Jahr 1983 und ein dramatischer Rückgang seit 2020, als sich noch mehr als die Hälfte der Briten zufrieden zeigten. Im Jahr 2010 waren es sogar 70 Prozent – ein Höchststand.

Der NHS wird mit Steuergeldern finanziert und bietet kostenfreie Gesundheitsversorgung für jeden, der in Großbritannien rechtmäßig seinen Wohnsitz hat. Der mit 1,3 Millionen Beschäftigten größte Arbeitgeber Europas leidet aber zunehmend unter mangelnder Finanzierung und fehlendem Personal.

Befragt wurden im Rahmen der Studie 3.374 Menschen in den Landesteilen England, Wales und Schottland im Zeitraum vom 12. September bis 31. Oktober 2023. Bei der großangelegten Erhebung wird jedes Jahr eine repräsentative Gruppe von Menschen zu sozialen, politischen und moralischen Themen über das Leben in Großbritannien befragt.

hil/dpa

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