KBV-Chef für Klimatisierung von Pflegeheimen in Hitzephasen

Osnabrück – Die Hitzewellen belasten insbesondere chronische kranke Menschen und Pflegebedürftige. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat sich für eine Kühlung von Pflegeheimen in Hitzephasen ausgesprochen.
„Hilfreich wäre sicherlich die Klimatisierung von Altenheimen, denn dort leben nur besonders gefährdete Menschen“, sagte Gassen der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Schutzräume für die Öffentlichkeit halte er hingegen für schwer umsetzbar.
Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßte in diesem Zusammenhang die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) angekündigte Initiative zur Stärkung einer klimaresilienten Versorgung.
Lauterbach hatte jüngst bekannt gegeben, dass man gemeinsam mit dem Deutschen Hausärzteverband an Hitzeberatungen für ältere Menschen auch in Pflegeeinrichtungen arbeite – die Details, etwa zu Vergütungsfragen, sind jedoch noch unklar.
Der Deutsche Pflegerat forderte, in alle weiteren Gespräche zum Hitzeschutz in der Pflege und Gesundheit einbezogen zu werden. „Aufklärung und Beratungen zum Hitzeschutz sind eine gemeinsame Aufgabe aller Heilberufe“, betonte Christine Vogler, Präsidentin des DPR.
Sollte es eine finanzielle Abrechenbarkeit von Hitzeschutzberatungen geben, so müsse diese Vergütung den Pflegeheimen, Pflegediensten und Krankenhäusern gleichfalls zur Verfügung stehen, sagte Vogler.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat angesichts der hohen Temperaturen in Deutschland die Kommunen aufgefordert, in ihren Hitzeschutzplänen die Situation von wohnungslosen Menschen stärker zu berücksichtigen. „Die Lebensrealität von Obdachlosen wird nicht mitgedacht“, sagte Geschäftsführerin Werena Rosenke der Rheinischen Post.
Zugleich kritisierte Rosenke, das Thema Hitze werde in den Kommunen nicht systematisch angegangen. „Die Pflicht der Kommunen wird vielerorts nicht wirklich wahrgenommen“, sagte sie. Viele Tagesaufenthalte seien nicht gut ausgestattet. Die gegenwärtige Hitze setze insbesondere wohnungslosen Menschen stark zu. Viele Obdachlose befänden sich ohnehin in einem schlechten körperlichen Zustand und seien nicht krankenversichert.
Am vergangenen Samstag waren vor allem im Süden und Osten Deutschland hochsommerliche Temperaturen von über 30 Grad gemessen worden. In Möhrendorf-Kleinseebach in Bayern wurde mit 38,8 Grad die bisher höchste Temperatur des Jahres in Deutschland erreicht. In Berlin kletterte das Thermometer auf 35 Grad.
Extreme Hitze hält weiterhin große Teile der nördlichen Erdhalbkugel fest im Griff. So galt in Italien am Wochenende für 16 Städte die Alarmstufe Rot wegen der Gesundheitsgefahren durch die Hitze, darunter in Rom, Florenz und Palermo. In Spanien und den USA mussten tausende Menschen vor heftigen hitzebedingten Waldbränden in Sicherheit gebracht werden.
Auch in Griechenland sorgten sich die Behörden wegen der Waldbrandgefahr. Diese wurde durch starke Winde über der Ägais gesteigert, wie das Klimaschutzministerium mitteilte. Die antike Stätte Akropolis in der Hauptstadt Athen blieb gestern den dritten Tag in Folge über sechs Stunden hinweg geschlossen.
In Spanien müssen sich die Menschen laut Wetteramt von heute bis Mittwoch auf eine neue Hitzewelle einstellen. Demnach werden die Temperaturen auf den Kanarischen Inseln und in der südlichen Region Andalusien Spitzenwerte von über 40 Grad erreichen.
In den USA warnte der Wetterdienst NWS vor einer „äußerst gefährlichen Hitzewelle“ mit schlechter Luftqualität im Westen und Teilen des Südens. Aus dem berühmten Death Valley im Westküstenstaat Kalifornien meldeten die Wetterdienste Temperaturen von über 50 Grad.
Japan stöhnt ebenfalls unter extremer Hitze. In 20 der 47 Präfekturen wurde eine Hitzewarnung ausgegeben. Der Rundfunksender NHK warnte, Temperaturen seien lebensbedrohlich, da in der Hauptstadt Tokio und anderen Orten fast 40 Grad gemessen worden seien.
Global ist Hitze nach Angaben der UN-Organisation für Meteorologie eines der tödlichsten Wetterereignisse überhaupt. Laut einer aktuellen Studie kamen durch die hohen Temperaturen im vergangenen Sommer allein in Europa mehr als 60.000 Menschen ums Leben. Experten zufolge schreitet die Erderwärmung in Europa doppelt so schnell voran wie im globalen Durchschnitt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: