Ärzteschaft

KBV will bei der Telematik­infrastruktur nachverhandeln

  • Freitag, 2. März 2018
Thomas Kriedel /Lopata
Thomas Kriedel /Lopata

Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) werde nicht tatenlos zusehen, wenn die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten mit Sanktionen bewehrt würden für Dinge, auf die sie keinen Einfluss hätten. Das machte Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV, heute auf deren Vertreterversammlung deutlich. Er bezog sich damit auf den schleppenden Fortschritt beim Aufbau der Telematik­infrastruktur (TI). Zudem kündigte er an, mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung über die TI-Komponenten nachverhandeln zu wollen.

Mit Blick auf die Anbindung der Praxen an die TI zog Kriedel ein nüchternes Fazit. Nach wie vor gebe es nur Konnektoren einer einzigen Firma, weitere seien zwar angekündigt, aber faktisch nicht vorhanden. „Unsere Marktanalyse aus den zum jetzigen Zeitpunkt verfügbaren Informationen hat ergeben, dass im dritten Quartal 2018 voraussichtlich kein Angebot verfügbar sein wird, das die Refinanzierung der TI-Komponenten sichert“, erklärte Kriedel.

Ihm zufolge ergeben sich daraus zwei Risiken für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten: Zum einen das Preisrisiko, wobei die Praxen auf einem Teil der Kosten für die TI-Komponenten sitzenbleiben, weil die Marktpreise über den Erstattungsbeträgen liegen. Zum anderen das Sanktionsrisiko. Hier drohten den Praxen Sanktionen durch einen Honorarabzug von einem Prozent, wenn das Versicherten­stammdatenmanagement nicht ab Januar 2019 über die TI durchgeführt werde.

Für die KBV führe dies zu zweierlei Konsequenzen: „Erstens wird die KBV sofort in die Verhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung einsteigen, damit die aktuellen Marktpreise bei der Finanzierung der TI-Komponenten berücksichtigt werden“, verwies Kriedel. Zudem wolle die KBV auf die Politik zugehen, um eine Fristverlängerung um ein weiteres halbes Jahr bis Mitte 2019 zu erwirken und so das Sanktionsrisiko für die Praxen zu entschärfen. „Denn eines dürfte allen klar sein: Nicht die Vertragsärzte sind schuld an dieser Verzögerung, sondern es ist der Markt, der aktuell nicht liefern kann“, so Kriedel. 

hil

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