Ausland

+++ Kehrtwende bei Impfpflicht für Mediziner und Pflegekräfte in England +++ USA raten wegen Coronamaßnahmen von Reisen nach Hongkong ab +++

  • Mittwoch, 2. März 2022
/Aldeca Productions, stock.adobe.com
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Berlin – In vielen Ländern der Welt spielt das Coronavirus SARS-CoV-2 eine Rolle. Die Coronalage in der Welt im Überblick. Heute: Die Lage in England, Hongkong, Neuseeland, Australien und Dänemark.

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Kehrtwende bei Impfpflicht für Mediziner und Pflegekräfte in England

London – Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen in England müssen sich anders als geplant doch nicht verpflichtend gegen das Coronavirus impfen lassen. Die britische Regierung bestätigte damit gestern Abend eine Kehrtwende, die sich bereits angedeutet hatte. Ursprünglich sollten Pflegekräfte und Beschäftigte des englischen Gesundheitsdienstes NHS ab dem 1. April vollständig geimpft sein müssen, um ihren Job weiterhin ausüben zu dürfen.

Andernfalls drohte ihnen die Kündigung. Für Beschäftigte in Pflegeheimen galt dies bereits seit dem vergangenen Jahr. Im Zuge der weitgehenden Lockerung von Coronamaßnahmen in England hatte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid kürzlich bereits eine erneute Prüfung der Teilimpfpflicht angekündigt. Nun bestätigte die Regierung, dass das Vorhaben fallen gelassen werden soll.

Begründet wird dies mit der aktuell vorherrschenden Omikron-Variante, die weniger schwere Verläufe hervorbringe als die gefährlichere Delta-Variante.

Die verpflichtende Impfung für die Berufsgruppen war in Teilen der regierenden Tory-Partei enorm umstritten. Gegen Ende des vergangenen Jahres handelte sich Premier Boris Johnson damit eine enorme Rebellion seiner Fraktion ein. Auch aus Kreisen des Gesundheitsdienstes und der Pflegeberufe kam viel Kritik, da man fürchtete, der Personalmangel könne sich durch die Pflicht verschärfen.

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USA raten wegen strenger Coronamaßnahmen von Reisen nach Hongkong ab

Hongkong – Die USA raten wegen der strengen Coronamaßnahmen von Reisen nach Hongkong ab. Grund für die Reisewarnung seien die „COVID-19-bezogene Einschränkungen, einschließlich des Risikos, dass Eltern und Kinder getrennt werden“, teilte das US-Konsulat heute auf Twitter mit. „In einigen Fällen wurden Kinder in Hongkong, die positiv getestet wurden, von ihren Eltern getrennt und in Isolation gehalten, bis sie die Anforderungen des örtlichen Krankenhauses erfüllen.“

Die chinesische Sonderverwaltungszone wird derzeit von der mit Abstand schlimmsten Coronainfek­tionswelle seit Pandemiebeginn heimgesucht. Die Null-COVID-Strategie ist angesichts zehntausender Neuinfektionen täglich sowie überlasteter Krankenhäuser und Quarantäneeinrichtungen praktisch gescheitert.

In den vergangenen zwei Monaten wurden bei knapp 7,5 Millionen Einwohnern mehr als 200.000 Infektionen registriert – gegenüber 12.000 in den beiden Jahren davor. Obwohl es sich um die vergleichsweise weniger tödliche Omikron-Variante handelt, ist die Sterberate in Hongkong relativ hoch, da vor allem die Ältesten in der Bevölkerung nicht geimpft sind.

Die Zentralregierung in Peking hat Ärzte und Spezialisten, darunter solche mit Erfahrung aus Wuhan, dem Ursprungsort der Coronapandemie, nach Hongkong geschickt und baut fieberhaft provisorische Massenquarantänelager und Krankenhäuser.

Berichte über die Trennung von Eltern und Kindern bei der Einreise hatte es bereits länger gegeben. In jüngster Zeit hatten jedoch Fälle von kleinen Babys, die nach positiven Tests von ihren Eltern getrennt wurden, für Empörung gesorgt. Die Gesundheitsbehörden begründeten das Verbot nicht infizierter Eltern in Krankenhäusern mit Platzproblemen. Die Konsulate Großbritanniens und Australiens haben deshalb laut eigenen Angaben bei der Stadtregierung protestiert.

Das US-Außenministerium warnte außerdem, dass Reisende in Hongkong möglicherweise einem verpflichtenden Coronatest unterzogen werden könnten. Dies hatte Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam bereits für März angekündigt.

Das genaue Datum wurde bislang nicht mitgeteilt. Zuletzt schloss die Regierung Ausgangssperren nach dem Vorbild chinesischer Städte nicht mehr aus. Unklar ist allerdings, wie die Regierung mit positiv Getesteten verfahren will, nachdem Experten der Universität Hongkong in einer gestern veröffentlichten Berechnung schätzten, dass 1,7 Millionen Hongkonger – etwa ein Viertel der Bevölkerung – in der aktuellen Welle bereits infiziert wurden.

Während die Stadtregierung weiterhin darauf beharrt, dass Infizierte sich nicht in ihren Wohnungen isolieren dürfen, warnen die Experten, dass selbst die neuen improvisierten Quarantäneeinrichtungen nicht ausreichen dürften.

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Impfpflicht-Protest in Neuseeland

Wellington – Bei der Räumung eines Zeltlagers von Impfpflichtgegnern in Neuseeland durch die Behörden ist es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und Protestlern gekommen.

Hunderte Beamte in Kampfausrüstung waren seit dem frühen Morgen (Ortszeit) im Einsatz, um das vor 23 Tagen vor dem Parlamentsgebäude in Wellington eingerichtete Camp aufzulösen.

Die Polizei habe bei der Aktion auch Feuerwehrschläuche als Wasserwerfer sowie Pfefferspray eingesetzt, während die Demonstrantinnen und Demonstranten die Beamten mit Feuerlöschern besprüht und mit verschiedenen Gegenständen beworfen hätten, berichteten neuseeländische Medien. Mindestens drei Beamte wurden einer Mitteilung zufolge verletzt. Demonstranten zündeten am Nachmittag auch Zelte an. Von dem provisorischen Camp stieg dichter schwarzer Qualm auf.

„Insbesondere sind wir besorgt darüber, dass diejenigen mit guten Absichten jetzt zahlenmäßig unterlegen sind gegenüber denen, die bereit sind, Gewalt anzuwenden“, sagte Polizeichef Andrew Coster. Etwa 60 Protestler seien festgenommen worden, berichtete der Sender Radio New Zealand. Die Polizei sprach von 38 Festnahmen.

Tausende Demonstranten waren am 8. Februar – offenbar inspiriert von den bildmächtigen Protesten zorniger Lkw-Fahrer im kanadischen Ottawa – in einem Konvoi mit Lastwagen zum Parlament gezogen, um ihrem Unmut über die strengen Coronaregeln in dem Pazifikstaat Luft zu machen.

Sie bauten unter anderem Zelte auf dem Gelände auf. Bereits wenige Tage später hatte die Polizei erstmals versucht, das Camp zu räumen und Dutzende Teilnehmer festgenommen.

In Neuseeland gibt es eine Coronaimpfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, darunter Mitarbeiter des Gesundheitswesens, der Feuerwehr, im Bildungsbereich sowie im Justizvollzug und beim Militär. Arbeitnehmern, die sich nicht impfen lassen, droht die Kündigung. Impfnachweise werden zudem auch in Cafés und Restaurants, bei Gottesdiensten und im Fitnessstudio verlangt.

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Australiens Premier Scott Morrison positiv auf Corona getestet

Canberra – Der australische Premierminister Scott Morrison ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er habe grippeähnliche Symptome und Fieber, rechne aber damit, innerhalb von einer Woche wieder gesund zu sein, teilte der Regierungschef am späten Dienstag (Ortszeit) mit.

In den nächsten zwei Wochen werde er sich vorsorglich in seinem Haus isolieren. Von dort aus werde er seine Amtsgeschäfte weiterführen, speziell was die Reaktionen auf den Krieg in der Ukraine und die schweren Überschwemmungen im Osten Australiens betreffe, betonte Morrison.

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Dänemarks Außenminister positiv auf Coronavirus getestet

Kopenhagen – Der dänische Außenminister Jeppe Kofod ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er hat leichte Krankheitssymptome und sich gemäß den Empfehlungen der dänischen Gesundheitsbehörden in Selbstisolation begeben, wie sein Ministerium heute mitteilte. Er werde so viele seiner beruflichen Aufgaben wie möglich von zu Hause aus wahrnehmen.

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afp/dpa

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