Klimapakt Gesundheit will gemeinsam Verantwortung übernehmen

Berlin – Heute haben maßgebliche Akteure des Gesundheitswesens und der Pflege die gemeinsame Erklärung „Klimapakt Gesundheit“ unterzeichnet. Hierin bekennen sie sich erstmals zu ihrer gemeinsamen Verantwortung, die gesundheitliche und pflegerische Versorgung an klimabedingte Herausforderungen anzupassen und gleichzeitig den CO2-Fußabdruck des Gesundheitswesens zu minimieren.
Klimaschutz sei „auch aktiver Gesundheitsschutz“, betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Nur durch einen gemeinsamen Schulterschluss könne es gelingen, eine Verschärfung des Klimawandels zu verhindern und das System gleichzeitig auf neue Gesundheitsrisiken vorzubereiten. Das Gesundheitswesen müsse sich auf die Folgen des Klimawandels einstellen: „Auf die Hitze, auf neue Krankheitsbilder – und im Extremfall auch auf neue Pandemien.“
Unterzeichnet wurde der Pakt neben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter anderem von der Bundesärzte- sowie Bundeszahnärztekammer, der Apotheken-Bundesvereinigung ABDA, der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Deutschen Pflegerat, Kommunalverbänden, der Länder-Gesundheitsministerkonferenz und dem Verband der Privaten Krankenversicherung.
BÄK-Präsident Klaus Reinhardt bezeichnete die Initiative als einen „dringend notwendigen organisationsübergreifenden Schulterschluss für mehr Klimaschutz“. Jetzt komme es darauf an, dass Bund und Länder alle Bereiche des Gesundheitswesens umgehend auf die Bewältigung der Folgen des Klimawandels vorbereiten. „Wir müssen insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Vorerkrankte und Kinder besser schützen. Zwingend erforderlich sind bauliche Maßnahmen zum Hitzeschutz in Krankenhäusern, Pflegeinrichtungen, Kitas und Schulen. Konkrete Hitzeschutzpläne müssen unter Beteiligung der Gesundheitsberufe noch vor dem nächsten Sommer in allen Kommunen entwickelt werden“, forderte Reinhardt.
Zudem verwies Reinhardt auf weitergehende Beschlüsse des Deutschen Ärztetags. So hatte sich der 125. Deutsche Ärztetag in Berlin für ein klimaneutrales Gesundheitswesen bis zum Jahr 2030 ausgesprochen. Über das Engagement der im Gesundheitswesen Tätigen hinaus gelte es nun, die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen und nachhaltigen Umbau des Gesundheitswesens auszugestalten und die erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
Der GKV-Spitzenverband teilte mit, den gemeinsamen Prozess maßgeblich befördert zu haben und ihn auch künftig engagiert weiter zu begleiten. In der Mitteilung heißt es, laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stelle der Klimawandel die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit dar.
Auch in Deutschland seien die Auswirkungen des Klimawandels spürbar: Starkwetterereignisse wie Stürme, Fluten und Hitzewellen, zunehmende Prävalenz von Allergien und die Ausbreitung von zum Teil neuen Infektionskrankheiten würden Herausforderungen für Prävention, Behandlung und Pflege darstellen.
„Damit sich unsere Versicherten auch in Zeiten des Klimawandels auf die bestmögliche Versorgung verlassen können, ist es für uns zentral, die gesetzliche Krankenversicherung und die soziale Pflegeversicherung ökologisch nachhaltig und klimaneutral weiterzuentwickeln. Der Schulterschluss der Akteure des Gesundheitswesens ist ein wichtiger und notwendiger Schritt auf diesem Weg“, erklärte dazu Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.
Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes ist eine gemeinsame Strategie der Verantwortlichen im Gesundheitswesen und der öffentlichen Hand unerlässlich, um die Herausforderung zu meistern, das Gesundheitswesen klimaneutral umzubauen und Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel vorzubeugen.
„Dafür brauchen wir nicht nur gemeinsame Anstrengungen aller Gesundheitsakteure, sondern auch effektive Maßnahmen in vielen anderen Politikbereichen wie Ernährung, Landwirtschaft, Städteplanung, Mobilität und Energie. Auch die finanzielle Verantwortung geht weit über das Gesundheitswesen hinaus“, so Pfeiffer weiter.
Für eine stärker klimaneutral ausgerichtete Gesundheitsversorgung seien Investitionen in Klimaschutz durch Energieeffizienz und Vermeidung von Treibhausgasen notwendig – Investitionen, die als gesamtgesellschaftliche Aufgabe primär in der Verantwortung der öffentlichen Hand lägen.
Weiter hieß es, neben dem erforderlichen gemeinsamen Handeln müssten die Akteure des Gesundheitswesens eigenverantwortlich die notwendigen Schritte in ihrem jeweiligen Einflussbereich einleiten. Die Krankenkassen sehen sich beispielsweise in der Verantwortung, an der Verhütung der mit dem Klimawandel verbundenen Gesundheitsgefahren mitzuwirken, gesundheitsfördernde Strukturen in Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Betrieben und Kommunen zu stärken und einen Beitrag zur gesundheitsorientierten Bewältigung des Klimawandels zu leisten.
Angekündigt wurde unter anderem, dass der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes, der als Grundlage für die Präventionsangebote der Krankenkassen dient, das Thema Klimaschutz und Klimaanpassung künftig berücksichtigen werde. Außerdem solle zukünftig die Prävention klimawandelbedingter Gesundheitsrisiken in Kommunen – zum Beispiel durch Information der Menschen und Fortbildung von Fachkräften zum Hitzeschutz – unterstützt werden.
„Angesichts internationaler Verpflichtungen, der deutschen Klimaziele und des schon heute spürbaren Klimawandels ist klar, dass wir zügig ins Handeln kommen müssen. Der Klimapakt Gesundheit muss ein Startschuss sein für weitere Schritte und Ziele, auf die wir uns in den kommenden Monaten gemeinsam verpflichten“, betonte Pfeiffer.
Auch die DKG begrüßt und unterstützt das Vorhaben. „Der Klimapakt ist ein wichtiges Zeichen, dass die Akteure des Gesundheitswesens Verantwortung für den Erhalt unserer Lebensgrundlage übernehmen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß.
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