Politik

Klimawandel kostet in Deutschland jährlich 6,6 Milliarden Euro

  • Montag, 18. Juli 2022

Berlin – Zwischen 2000 und 2021 wurden in Deutschland mehr als 114 Milliarden Euro direkte Schäden durch Extremereignisse verursacht. Das geht aus einer heute vorgelegten Prognos-Studie hervor, die das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK) in Auftrag gegeben hat und dem Bundesum­welt­ministerium (BMUV) zur Weiterentwicklung der deutschen Anpassungsstrategie dienen soll.

Im Schnitt beziffern sich die von den Experten bilanzierten Schäden durch Extremwetterereignisse inklusive indirekter Effekte auf rund 6,6 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem weisen die Studienautoren darauf hin, dass das tatsächliche Schadensausmaß sogar noch über diesem Wert liege, da die Summe nur monetarisierte Schäden umfasse.

Neben den monetarisierbaren Schäden, die in der Land- und Forstwirtschaft sowie in Industrie und Gewerbe auftreten, seien insbesondere im Gesundheitsbereich Belastungen durch sommerliche Extremtemperaturen zu verzeichnen. Die Hitze steigere unter anderem die Anfälligkeit gegenüber Herz-Kreislauferkrankungen und weiteren Organversagen – insbesondere ältere und vorerkrankte Personen, sowie Menschen, die im Freien arbeiten seien vulnerabel gegenüber erhöhten Temperaturen.

Im betrachteten Zeitraum forderten Extremereignisse laut Analyse insgesamt circa 30.800 Todesfälle und da­mit im Schnitt etwa 1.400 Todesfälle pro Jahr. Auffallend sind die großen Unterschiede in den Schadens­struk­turen der einzelnen Ereignisse: Während Hitzeereignisse und Dürren nur für einen kleinen Teil (etwa 30 Pro­zent) der erfassten monetären Schäden verantwortlich sind, gehen 99 Prozent der ermittelten Todesfälle auf diese zurück.

Wie die Studienautoren betonen, ist der niedrige Anteil an den monetären Schäden jedoch nicht darauf zu­rückzuführen, dass Dürren und Hitzewellen keine Schäden anrichten. Vielmehr weise dies darauf hin, dass die tatsächlich anfallenden Schäden bisher nur unzureichend untersucht und quantifiziert werden. Dies war unter anderem auch für die Hitze- beziehungsweise Dürreereignisse der Jahre 2018 und 2019 der Fall.

Allein in den Hitzewellen 2018 und 2019 seien aber „stark konservativ geschätzt“ 7.500 Personen durch die Hitze zu Tode gekommen. Eine Monetarisierung der hitzebezogenen Todesfälle wird in der Studie – mit Hin­weis auf moralisch-ethische Fragen und große methodische Unsicherheiten der Quantifizierung – nicht vorgenommen.

Die Experten weisen aber darauf hin, dass Hitze Mehrausgaben im Gesundheitssystem verursacht. Untersu­chun­gen würden zeigen, dass jeder zusätzliche Hitzetag mit Temperaturen von mehr als 30 Grad in Deutsch­land zwischen 8.000 und 19.000 Krankenhaustage nach sich zieht.

Geschätzt könnten allein 2018 und 2019 zusätzliche Kosten von bis zu 462 Millionen Euro entstanden sein – die Übersetzung der validen Gesundheitseffekte in monetäre Schäden sei allerdings mit methodischen Ein­schränkungen versehen und wurde aus diesem Grund auch nicht in die ermittelte Gesamtschadenssumme einbezogen.

Eine Herausforderung für die zukünftige Forschung an der Schnittstelle zwischen Hitzebelastung und ihrer ökonomischen Folgen liegt laut der Studie in der Regionalisierung der vorhandenen Daten.

Aufgrund der unterschiedlichen klimatischen und siedlungsstrukturellen Rahmenbedingungen könne sich die Zahl der Hitzetage innerhalb von Deutschland durchaus unterscheiden. Darüber hinaus könnten insbesondere in Städten durch den urbanen Hitzeinseleffekt auch bei Temperaturen unter 30 Grad lokal gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen.

aha

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