Politik

Kliniken in Mecklenburg-Vor­pommern klagen über überfüllte Notaufnahmen

  • Mittwoch, 8. November 2017

Schwerin – Die Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern klagen über überfüllte Notaufnahmen und suchen mit den Vertragsärzten im Land nach Auswegen. Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft, die heute in Schwerin zu ihrer Jahrestagung zusammenkommt, werden jährlich etwa 200.000 Notfallpatienten in den Kliniken des Landes aufgenommen. Bei etwa jedem zweiten Patienten liege aber keine akute Erkrankung vor, so dass auch der Besuch beim Hausarzt ausgereicht hätte, ermittelte die Krankenhausgesellschaft.

Geschäftsführer Wolfgang Gagzow mahnte unmittelbar vor Beginn der Tagung eine Lösung des Problems an, mit der Klinikärzte entlastet und hilfebedürftigen Patienten lange Wartezeiten erspart werden sollten. „Es geht nicht mehr so weiter“, betonte Gagzow.

Auf Lösungssuche

Gute Erfahrungen gebe es mit Modellen, bei denen Vertragsärzte Bereitschaftsdienste an den Krankenhäusern übernehmen. Dort sorgten sie nach einer Erstuntersuchung dafür, dass nur wirkliche Notfälle zu den Notfallmedizinern gelangen. Das komme auch den Patienten entgegen, die außerhalb der regulären Sprechzeiten in aller Regel die meist gut erreichbaren Kliniken aufsuchten. Doch niedergelassene Mediziner seien bislang nur schwer für solche Dienste zu motivieren.

Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Vereinigung seien dazu weiter im Gespräch. „Es bedarf aber grundsätzlicher Weichenstellungen im Bund, um dauerhaft tragfähige Lösungen zu finden“, betonte Gagzow. Nach seiner Überzeugung werden Kliniken in Folge der Bevölkerungsentwicklung und der Lücken im Netz der Haus- und Fachärzte eine größere Rolle bei der medizinischen Betreuung übernehmen. „Doch dafür muss auch die Finanzierung stimmen“, sagte er.

Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) machte vor den Klinikvertretern deutlich, dass er von der künftigen Bundesregierung weitere Finanzhilfen für die Entwicklung der Krankenhauslandschaft in den Ländern erwartet. Gerade in Flächenländern wie Mecklenburg-Vorpommern mit Lücken im Netz der Haus- und Fachärzte spielten Kliniken für die medizinische Versorgung eine zentrale Rolle, sagte er.

Seit Anfang der neunziger Jahre laufe ein Programm zur Erneuerung und Modernisierung der 37 Kliniken im Land mit Investitionen von bislang über zwei Milliarden Euro. Diese Entwicklung solle mit einer angemessenen Finanzierung dauerhaft gesichert werden, betonte Glawe, ohne allerdings Zahlen zu nennen.

Der Krankenhausgesellschaft des Landes gehören laut Gagzow 37 Kliniken an, in denen rund 3.000 Ärzte tätig sind. In der ambulanten Versorgung Mecklenburg-Vorpommerns gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 1.100 Hausärzte und knapp 2.000 Fachärzte.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung