Politik

Konzept für Corona-Warn-App auf Open-Source-Platt­form veröffentlicht

  • Mittwoch, 13. Mai 2020
/ZinetroN, stock.adobe.com
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Berlin − Die geplante deutsche App zur Nachverfolgung von Infektionsketten in der Coro­napandemie nimmt sichtbare Formen an. Heute Morgen veröffentlichten der Software­kon­zern SAP und die Deutsche Telekom auf der Plattform Github ein erstes Konzept. Git­hub ist die weltweit größte Plattform für die Entwicklung von Open-Source-Software.

Aus den Dateien auf Github geht hervor, dass die beiden von der Bundesregierung beauf­tragten Firmen auf das Know-how und den Programmcode von drei vorhandenen Projek­ten aufsetzen.

Als Grundlage dienen demnach die Protokolle DP-3T, TCN sowie die Spezifikationen von Apple und Google für iPhones und Android-Smartphones. DP-3T wurde unter anderem von Forschern der Hochschulen EPFL in Lausanne und ETH in Zürich entwickelt. Die TCN Coalition hatte sich aus dem Hackathon der Bundesregierung #WirVsVirus zusammenge­funden.

„Wir möchten allen Partnern danken, die an diesem wichtigen Projekt gleich von Beginn an beteiligt waren“, heißt es in einem Dokument auf Github. Dabei fanden die Entwickler von SAP und der Deutschen Telekom auch lobende Worte für das Projekt PEPP-PT, das im Streit um ein zentrales oder dezentrales Speicherkonzept unterlegen war.

„Wir wären nicht da, wo wir heute sind, wenn die Partner auf europäischer und nationaler Ebene nicht bereits so große Fortschritte mit PEPP-PT erzielt hätten. Wir setzen auf eini­gen dieser Komponenten auf und sind sehr dankbar dafür, mit wie viel Einsatz sich alle Beteiligten für den Erfolg dieses neuen Ansatzes einsetzen.“

Die App soll Mitte Juni zur Verfügung stehen. Sie soll die europäischen und deutschen Datenschutzregeln einhalten. Die beiden beauftragten Konzerne betonen nun, in der App nur „notwendige Daten zu verarbeiten − ausschließlich zu dem Zweck, die Nutzer wissen zu lassen, ob sie in engem Kontakt mit anderen, bereits infizierten Nutzern standen ohne die jeweilige Identität zu offenbaren“.

Sie versprachen eine verständliche Datenschutzerklärung für die Nutzer, um so transpa­rent und klar wie möglich zu sein. „Da wir die Anwendung als Open Source-Projekt entwi­ckeln, kann die Community dies überprüfen.“

In Bezug auf die Nutzung der App hält Bundesinnenminister Horst Seehofer nichts davon, die Bürger mit Steuervorteilen oder anderen Vergünstigungen zur Nutzung der geplanten Corona-Warn-App zu bewegen. „Wenn der Bürger den Eindruck hat, da wird mit einem Speck gewedelt, dann werden nicht ausreichend viele mitmachen“, sagte der CSU-Politi­ker heute in Berlin. Das habe er auch im Kreise seiner Kabinettskollegen betont.

Besser sei es, den Bürgern ganz nüchtern zu erklären, dass ein Teil der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie für alle gelockert werden könnte, wenn eine große Anzahl von Menschen eine solche App nutzen würde.

Die App soll eine Warnung an ihre Nutzer schicken, wenn sie sich länger in der Nähe ei­ner Person aufgehalten haben, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Die dafür not­wendigen Daten zu via Bluetooth registrierten Kontakten sollen nicht zentral gespeichert werden, sondern nur beim Nutzer selbst. Bisher bemühen sich die lokalen Gesundheits­äm­ter, Infektionsketten nachzuverfolgen, damit mögliche Kontaktpersonen getestet wer­den oder sich in Quarantäne begeben.

Der EU-Politiker Axel Voss (CDU) hatte vorgeschlagen, Nutzer der App sollten mehr Frei­heiten bekommen als diejenigen, die sie nicht herunterladen. App-Nutzer sollten etwa im grenznahen Bereich als erste wieder reisen dürfen. „Wer eine solche App hat, sollte auch zuerst wieder ins Restaurant, ins Kino, ins Theater und ins Freibad dürfen“, schlug er vor. Kritik an dieser Idee kam zuletzt auch von der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken.

dpa

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