Politik

Kritik an verspäteter Corona-Warn-App wird schärfer

  • Montag, 25. Mai 2020
/dmitrimaruta, stock.adobe.com
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Berlin – Die Verzögerungen bei der Einführung der Corona-Warn-App stoßen zunehmend auf Kritik. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) kritisierte die Entwicklung in der Welt am Sonntag angesichts der Verspätung als „Elend“. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) äußerte grundsätzliche Zweifel an den bisherigen Plänen.

Schäuble prangerte die verspätete Einführung der App mit scharfen Worten an: „Gucken Sie sich das Elend um die Entwicklung einer Corona-App an. Ich bin kein Experte, aber es dauert mir ein bisschen lange.“ Die Corona-Tracing-App hätte es schon am Anfang der Pandemie gebraucht, am besten eine europäische.

Kretschmer äußerte sich skeptisch mit Blick auf die für Mitte Juni geplante Corona-Warn-App. „So wie die Corona-App jetzt auf den Weg gebracht worden ist, bringt sie keine aus­reichende Sicherheit“, sagte Kretschmer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wichtig seien für die Menschen eineinhalb Meter Abstand und das Tragen eines Mund-Nasen­-Schutzes.

Ähnlich äußerte sich Tabea Rößner, Sprecherin der Grünen-Fraktion für Netzpolitik und Verbraucherschutz. „Ich warne davor zu sagen, das ist das Allheilmittel. Die App ist wich­tig, aber wir bekämpfen nicht mit ihr allein die Pandemie“, sagte sie Funke-Zeitungen. Wichtig sei, „dass wir ausreichend Testkapazitäten haben und eine klare Begleitung vom Gesundheitsamt“.

Viel Vertrauen gehe verloren durch Vorschläge wie Zugang zum Schwimmbad nur mit App, kritisierte Rößner. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe der App mit der Idee eines Immunitätsausweises geschadet. „Durch die Vielstimmigkeit und das Chaos der letzten Wochen haben wir nicht nur Zeit verloren“, führte Rößner aus. Die App verliere auch an Akzeptanz. „Das finde ich fatal. Denn das funktioniert nur mit Vertrauen.“

Die Corona-Warn-App soll Mitte Juni fertig sein. Sie soll mithilfe der Bluetooth-Technolo­gie aufzeichnen, wann und wie lange sich jemand in der Nähe anderer aufgehalten hat, die an ihrem Smartphone ebenfalls diese Funktion eingeschaltet haben.

Infiziert sich jemand mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, können anonym diejenigen infor­miert werden, die sich durch die Nähe zu dem Infizierten angesteckt haben könnten. Sie sollen sich dann in Quarantäne begeben. Die Anwendung für Mobilgeräte wird im Auftrag der Bundesregierung von SAP und der Deutschen Telekom entwickelt.

afp

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