Kopf-Hals-Tumore: Nivolumab verlängert Überlebenszeiten
Columbus/Ohio – Der „Checkpoint-Inhibitor“ Nivolumab, der eine Immunevasion von Tumorzellen verhindert, hat in einer Phase-3-Studie die Überlebenszeit von Patienten mit rezidiviertem Kopf-Hals-Tumor verlängert, ohne die Lebensqualität zu verschlechtern. Die Ergebnisse der Studie wurden auf der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology in Kopenhagen vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMoa16022529) publiziert.
Patienten mit einem Rezidiv eines Kopf-Hals-Tumors nach einer Platin-basierten Chemotherapie haben eine schlechte Prognose. Eine erneute Chemotherapie erzielt nur selten eine Remission, die dann in aller Regel kurzlebig ist. Kopf-Hals-Tumore gehören zu den Krebsarten, deren Zellen auf ihrer Oberfläche die Liganden PD L1 bilden und sich damit vor einem Angriff der körpereigenen Krebsabwehr schützen.
Nivolumab blockiert den Rezeptor für diese Liganden auf den T-Zellen und verhindert dadurch eine Immunevasion der Krebszellen. Nivolumab wird bereits zur Behandlung von Lungenkrebs, Melanom oder Nierenzellkarzinom eingesetzt, und Kopf-Hals-Tumore könnten aufgrund der jetzt vorgestellten Ergebnisse der CheckMate-141-Studie eine weitere Indikation sein.
An der Studie nahmen 361 Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom in Mundhöhle, Rachen oder Kehlkopf teil, bei denen es nach einer platin-basierten Chemotherapie innerhalb von sechs Monaten zu einem Rezidiv gekommen war. Die Patienten wurden im Verhältnis 2 zu 1 auf eine Behandlung mit Nivolumab oder auf eine erneute Chemotherapie mit Methotrexat, Docetaxel oder Cetuximab randomisiert.
Wie das Team um Maura Gillison vom Ohio State University Comprehensive Cancer Center in Columbus berichtet, lebten die Patienten unter der Behandlung mit Nivolumab im Mittel noch 7,5 Monate im Vergleich zu 5,1 Monaten unter der Chemotherapie. Die Hazard Ratio für den Tod betrug 0,70 und war bis zu einem 97,73-Prozent-Konfidenzintervall (0,51–0,96) signifikant. Die 1-Jahresüberlebensrate war unter Nivolumab mit 36,0 Prozent fast doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe mit 16,6 Prozent.
Wie erwartet war der Vorteil am größten bei Patienten, deren Tumorzellen PD L1 exprimierten. Bereits bei einer Expression durch mehr als 1 Prozent der Zellen stieg die mediane Überlebenszeit auf 8,7 Monate gegenüber 4,6 Monaten unter der Chemotherapie. Die Zahl der Tumorzellen, die zur Immunevasion in der Lage waren, war jedoch begrenzt. In weniger als einem Fünftel der Tumore waren mehr als 10 Prozent zur Immunevasion in der Lage.
Interessanterweise sprachen Tumore, die – erkennbar am Antigen p16 – durch humane Papillomaviren ausgelöst wurden, besser als andere auf Nivolumab an. Diese Patienten überlebten durchschnittlich 9,1 Monate im Vergleich zu 4,4 Monaten unter der Chemotherapie.
Die Verträglichkeit von Nivolumab war besser als die der Chemotherapie. Nebenwirkungen von Grad 3 oder 4 traten nur bei 13,1 Prozent der Patienten auf gegenüber einer Rate von 35,1 Prozent in der Standardtherapie-Gruppe. Separat von Kevin Harrington, Institute of Cancer Research, London, auf der Konferenz vorgestellte Ergebnisse zeigen, dass auch die Lebensqualität besser war als nach der Chemotherapie. Hier fehlt allerdings ein Vergleich zu Patienten, die sich in der palliativen Situation gegen eine Krebstherapie entschieden hätten. Dies war in der Studie nicht vorgesehen.
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