Ärzteschaft

Kostenanstieg für Praxen überschreitet Einnahmenentwicklung

  • Mittwoch, 18. Dezember 2024
/Nuttapong punna, stock.adobe.com
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Berlin – Schwere Zeiten für die ambulante Versorgung: Zwar sind die Praxiseinnahmen von 2019 bis 2022 um 16,4 Prozent gestiegen, im gleichen Zeitraum verzeichneten die Gesamtaufwendungen jedoch ein Plus von 17,2 Prozent. Damit bleibt der Kostenanstieg in den Praxen langfristig stärker als die Einnahmenentwicklung.

Das sind zentrale Ergebnisse des aktuellen Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassen­ärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2019 und 2022 analysiert hat.

Daraus geht auch hervor: Die Gesamteinnahmen der Praxen stiegen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Pro­zent. 2021 hatte dieser Wert vor allem aufgrund der COVID-19-Impfkampagne bei neun Prozent gelegen. Aller­dings wird das Plus von den Kosten aufgezehrt: Nach dem sprunghaften Anstieg der Kosten um 7,5 Prozent im Jahr 2021 lag der Anstieg im Jahr 2022 bei 5,2 Prozent.

Größter Kostenfaktor für die Praxen sind laut der Zi-Auswertung erneut die Ausgaben für Personal. Diese umfass­ten 2022 nahezu 58 Prozent der Gesamtaufwendungen. Nachdem sich der Anstieg der Personal­aufwendungen 2020 noch auf 4,5 Prozent belief, erhöhten sich diese deutlich um 9,5 Prozent im Jahr 2021 und 9,1 Prozent im Jahr 2022.

Von 2019 bis 2022 haben die Personalaufwendungen damit um 24,7 Prozent zugenommen. Die größten Kosten­sprünge gab es zudem bei Material und Labor (plus 14,5 Prozent) sowie bei der Miete für Praxisräume (plus 9,8 Prozent).

„Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung gründet auf dem Fundament einer soliden wirt­schaft­lichen Basis der Niederlassung und einer hohen Einsatzbereitschaft. Beides wird durch die derzeitigen Rahmenb­edingungen nicht unterstützt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Zudem sind die Niedergelassenen zunehmend unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und blicken düster in die Zukunft. Das zeigt der sogenannte ZiPP-Klimaindex, der Bewertung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und zu den Zukunftserwartungen zusammenfasst: Mit einem Gesamtwert von -10,4 Anfang 2023 und sogar von -14,3 Anfang 2024 wurden die schlechtesten Werte der vergangenen zehn Jahre gemessen.

„Die anhaltend hohe Arbeitsbelastung bei abnehmendem Zeitanteil für die Patientenversorgung sowie eine all­gemein angespannte Personalsituation bedrücken die vertragsärztliche Versorgung Tag für Tag“, sagte Stillfried.

Schon jetzt spürten viele Patienten die Auswirkungen einer seit Jahren verfehlten Gesundheitspolitik der Bun­des­regierung. „Die nächste Bundesregierung sollte die Aufwertung der ambulanten Versorgung daher ganz weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda verankern“, betonte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Mit dem ZiPP erfasst das Zi seit 2010 jährlich die Wirtschaftslage von niedergelassenen Ärzten sowie Psycho­therapeuten. Berücksichtigt werden die Einnahmen aus kassenärztlicher und aus privatärztlicher Tätigkeit. Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf der Befragung des Jahres 2023 und beziehen sich auf die Berichtsjahre 2019 bis 2022. An der Erhebung haben 3.294 Praxen teilgenommen.

hil

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