Politik

Krankenhäuser: Gesundheitsökonom plädiert für stärkeren Bettenabbau

  • Donnerstag, 3. April 2014

Köln – Wie viel dürfen Krankenhäuser noch wachsen?, lautete die zentrale Frage bei einer Veranstaltung auf dem Gesundheitskongress des Westens, der am 2. und 3. April in Köln stattfand. Gar nicht mehr, war die entschiedene Antwort von Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin. Er plädiert nachdrücklich dafür, die Zahl der Krankenhausbetten zu reduzieren und die Fallzahlen zurückzufahren. Das Personal, insbesondere in der Pflege, müsse dabei aber erhalten bleiben, so dass die ärztliche und pflegerische Versorgung insgesamt verbessert würde.

Hierzulande werde oft damit argumentiert, dass in den vergangenen Jahren sehr viele Krankenhausbetten abgebaut worden seien, doch halte dieses Argument einem Vergleich mit der Entwicklung im Ausland nicht stand. Zwar gebe es heute in Deutschland rund 21 Prozent weniger Betten als noch vor zwanzig Jahren, führte Busse aus, doch bei einem Blick auf die Entwicklung in den 15 alten EU-Ländern erkenne man, dass dort ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau im gleichen Zeitraum 27 Prozent der Betten abgebaut worden seien, in einigen Ländern, etwa in Italien und Schweden, noch deutlich mehr.

Dazu lasse die Ausstattung der deutschen Akut-Krankenhäuser häufig zu wünschen übrig. 481 von diesen (35 Prozent) verfügten über keinen Computertomographen, wobei der Anteil in einigen Bundesländern noch deutlich darüber liege. 18 Prozent der Akutkrankenhäuser, in Zahlen sind das 257, hätten kein einziges Intensivbett. Busses Fazit dazu: „Sehr viele Betten, sehr viele Krankenhäuser, aber sehr viele von denen entsprechen nicht dem, was man heute international als Krankenhaus bezeichnen würde.“

Die Zahl der Krankenhausfälle hätte in dem Zeitraum seit 1993 um rund 15 Prozent zugenommen. „In den alten EU-Staaten gab es in der gleichen Zeit eine Mengen­entwicklung von minus zwei Prozent“, nannte Busse zum Vergleich. In Dänemark mit einer vor zwanzig Jahren ähnlich hohen Zahl akuter Krankenhausfälle sei im gleichen Zeitraum die Fallzahl um 32 Prozent zurückgegangen. Insgesamt seien die Fallzahlen in Deutsch­land auf hohem Niveau stärker gestiegen als anderswo. Diese Mengenausweitung sei über das ganze Land recht gleichmäßig verteilt.

Auch bei den Ergebnissen stehe Deutschland nicht allzu gut da, betonte Busse. Bei der Krankenhausletalität bei Patienten mit Herzinfarkt liege Deutschland im OECD-Vergleich sehr weit hinten. Trotz vorgegebener Mindestmengen würden bei bis zu 30 Prozent der betroffenen Patienten die Eingriffe in Krankenhäusern durchgeführt, die die Mindest­menge nicht erreichen, obwohl dort von einer höheren Letalität ausgegangen werden müsse.

Busse schlägt vor, dem Beispiel Dänemarks zu folgen – Schließung von Krankenhäusern und stärkere Zentralisierung. Während in Dänemark ein Krankenhaus auf 160.000 Einwohner komme, gebe es in Deutschland im Durchschnitt für 40.000 Einwohner ein Krankenhaus. Auffällig im OECD-Vergleich ist für Busse auch, dass hierzulande deutlich weniger Pflegepersonal zum Einsatz komme.

„Bettenabbau ist der einzig richtige Weg“, lautete das Fazit des Berliner Gesundheits­wissenschaftlers. „Denn ein leeres Bett schreit geradezu nach einem Patienten.“  

TG

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