Politik

Krankenhäusern fehlen Mittel für innovative IT-Strukturen

  • Dienstag, 11. Juli 2017
sudok1 - stock.adobe.com
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Berlin – Rund neun von zehn Krankenhäuser in Deutschland verfügen über eine sogenannte Digitalstrategie, aber nicht über die Mittel, diese auch umzusetzen und die notwendigen IT-Kapazitäten aufzubauen. Das berichtet die Unternehmensberatung Roland Berger in ihrer „Krankenhausstudie 2017“. Das Beratungsunternehmen hat dafür Vorstände und Geschäftsführer der 500 größten deutschen Krankenhäuser befragt.

Laut der Studie haben 96 Prozent der deutschen Kliniken im Jahr 2016 zwar einen höheren Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahr, „doch der wirtschaftliche Druck auf die Kliniken nimmt ebenfalls weiter zu. Sach-, Personal- und Infrastrukturkosten steigen überproportional zum Umsatz“, erläuterte Peter Magunia, Leiter der Roland Berger Healthcare Practice Deutschland. Nach einer Erholung im Jahr 2015 habe sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser im Jahr 2016 wieder verschlechtert. Im abge­laufenen Geschäftsjahr konnten 40 Prozent der befragten Krankenhäuser keinen Über­schuss erwirtschaften.

Die Krankenhäuser gehen auch für das laufende Geschäftsjahr 2017 von einer Ver­schlech­terung ihrer wirtschaftlichen Situation aus. Mittelfristig erwarten laut der Umfrage mehr als 60 Prozent der Krankenhausmanager eine Eintrübung ihrer wirt­schaftlichen Rahmenbedingungen. Für die größten Herausforderungen halten die befragten Führungskräfte den zunehmenden Fachkräftemangel sowie den anhaltend hohen Investitionsbedarf. Den steigenden Qualitätswettbewerb und die zunehmende Digitalisierung sehen die Häuser laut der Umfrage dagegen als Chancen.

Aufgrund der unsicheren Finanzsituation investierten fast 60 Prozent der Kranken­häuser laut der Befragung zu wenig in moderne Infrastrukturen. Besonders deutlich werde dieses Defizit bei der Digitalisierung. „Fehlen Krankenhäusern die notwendigen Investitionsmittel für eine digitale Verbesserung der Prozesse, so werden viele Maß­nahmen, die zur Kostensenkung führen, nicht implementiert. Dazu gehören etwa neue digitale Medizinkonzepte und ein effizienterer Umgang mit Patientenakten“, erläuterte Oliver Rong, Partner von Roland Berger und Leiter der Healthcare Practice in Deutsch­land, Österreich und der Schweiz.

Mangelnde IT-Infrastrukturen und Fachpersonal führten außerdem nicht selten zu Sicherheitslücken. So gaben 64 Prozent der Befragten zu, Opfer von Cyber-Angriffen gewesen zu sein. Zur Abwehr setzen sie vor allem auf die Verbesserung der Firewalls, Notfallkonzepte und Mitarbeiterschulungen. „Das ist für die meisten Kliniken ein großes Dilemma: Denn für eine bessere und sichere IT-Infrastruktur benötigen Kran­ken­häuser weitere Investitionsmittel“, erklärte Magunia. Kosteneinsparungen und Investitionen in relevante Bereiche müssten Hand in Hand gehen, damit Kran­kenhäuser wirtschaftlich blieben, rät der Gesundheitsökonom.

hil

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