Ärzteschaft

Krankenhaus­hygieniker fordern Entsorgung minderwertiger Corona-Schutzmasken

  • Dienstag, 8. Juni 2021
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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Osnabrück – Führende Krankenhaushygieniker haben die sofortige Vernichtung der von Bundesgesundheits­minister Jens Spahn (CDU) bestellten umstrittenen Importmasken gefordert. „Die schnell geprüften FFP2-Masken sollten schnellstmöglich entsorgt werden. Sie gehören auch nicht in die Notfallreserve des Bundes“, sagte Peter Walger, Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

„Zu den Importmasken liegt uns eine Fülle von Hinweisen auf Fake Ware vor, die die Qualitätsanfor­derungen im medizinischen Bereich nicht ansatzweise erfüllt, aber trotzdem zum Einsatz kommt.“ Grundsätzlich gelte, dass FFP2-Masken nur für den professionellen Einsatz im Pflege- und medizi­nischen Bereich geeignet seien, und dann nur unter Bedingungen, sagte Walger.

Pflegekräfte oder Ärzte müssten, um sich selbst zu schützen, eine passgenaue Maske auswählen können. Die Dichtigkeit beim Tragen müsse individuell geprüft werden. Und es müsse gegebenenfalls auch geprüft werden, wie lange die Masken getragen werden könnten. „Das ist in der Praxis quasi nirgendwo gewährleistet.“

„FFP2-Masken gehören nicht in die Hände von Laien, egal ob von Obdachlosen, Hartz-IV-Empfängern oder Vorstandsvorsitzenden“, betonte Walger. Die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken für alle in der Öffentlichkeit sei daher „eine Fehlentscheidung“ gewesen. Die DGKH appelliere an Bund und Länder, „zur Pflicht zum Tragen einer einfachen medizinischen Maske (OP-Maske) zurückzukehren“, sagte der Vorstandssprecher. „Selbst viele Alltagsmasken schützen Laien besser vor Corona als schlecht sitzende FFP-Masken.“

In der Masken-Affäre geht es um eine große Zahl mutmaßlich minderwertiger Masken, die das Bundesgesundheitsministerium 2020 zumeist in China gekauft hatte. Laut Spiegel sollten solche Masken unter Umständen an Obdachlose, Behinderte oder Hartz-IV-Empfänger verteilt werden. Nunmehr sollten die Masken für den Katastrophenfall eingelagert und mit Eintritt des Verfallsdatums vernichtet werden.

Spahn rechtfertigte gestern das Vorgehen seines Hauses. Die fraglichen Masken seien geprüft worden, sagte er. Sie hätten zwar keine EU-Zertifizierung, „aber sie sind beim Infektionsschutz sicher“.

afp

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