Krankenkassen sollen Versicherte aktiver unterstützen

Berlin – Versicherte der Betriebskrankenkassen (BKKen) wünschen sich mehr Unterstützung und Entscheidungshilfen von ihrer Krankenkasse, etwa bei der Arzt-, Krankenhaus- und Pflegedienstsuche. Dies ergab eine Umfrage unter 5.000 Versicherten für den BKK Kundenreports 2023, der gestern in Berlin vorgestellt wurde.
Obwohl Online-Tools zur Verfügung stehen, sind dem BKK Dachverband zufolge nur 35 Prozent mit der Unterstützung ihrer Krankenkasse zufrieden. „Dabei kennen viele Versicherte die Angebote ihrer Krankenkasse noch nicht in vollem Umfang. Hier müssen wir dran arbeiten“, betonte Anne-Kathrin Klemm, Vorständin im BKK Dachverband.
„73 Prozent der Befragten wollen, dass ihre Kasse als Lotse fungieren kann, der sie durch das Dickicht des deutschen Gesundheitswesens leitet und damit eine bestmögliche Versorgung sicherstellt“, sagte Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbands.
Klemm ergänzte, dass die aktive Unterstützung und Lotsenfunktion vor allem von den jüngeren Versicherten gewünscht werde. Aktuell sehen laut Report jedoch 64 Prozent der Befragten ihre Krankenkasse vorwiegend als „Bezahler“ und weniger als Kümmerer oder Lotse.
Vielen Versicherten falle es zudem schwer, Aussagen zur Qualität des Service- und Leistungsangebots ihrer Krankenkasse zu treffen: Nur 35 Prozent konnten nach eigener Angabe gut einschätzen, welche Krankenkasse eine hohe Qualität besitzt. Rund 70 Prozent möchten, dass ihre Krankenkasse sich dafür einsetzt, die Qualität von Krankenhäusern und Ärzten transparenter zu machen.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass Transparenz ein zentraler Hebel sein kann, um unser Gesundheitswesen fundamental zu verändern“, gab Gudrun Demmler, Vorständin der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK, zu verstehen. Der Mensch müsse dabei im Fokus stehen und seine Interessen einbezogen werden. Wichtig seien regelmäßige Abfragen zur Zufriedenheit und Feedbacksysteme, die Aufschluss über die Bedürfnisse der Versicherten gäben. „Qualität braucht Versichertenerfahrung“, betonte sie.
Die Versicherten wünschen sich der Umfrage zufolge zudem verbesserte digitale Kommunikationsmöglichkeiten mit ihrer Krankenkasse. Sie würden ihre Rechnungen zwecks Kostenerstattung etwa gerne digital einreichen, Krankenscheine online abgeben, Anträge auch digital stellen können und sich verstärkt online informieren. Eine umfassende digitale Beratung konnten sich 40 Prozent der Befragten vorstellen.
Auch wenn bei Servicefragen zum aktuellen Zeitpunkt meist noch mit der Krankenkasse telefoniert werde, seien digitale Kommunikationswege etwa über E-Mail und App die Zukunft, sagte Knieps. Diese Wege würden das Telefon bereits jetzt schrittweise ablösen.
In Bezug auf die digitalen Lösungen war der Mehrheit der Versicherten wichtig, dass die digitale Speicherung ihrer Daten sinnvoll ist und damit eine individuelle und bedarfsgerechte Versorgung erreicht wird.
Auch die Nachhaltigkeit ihrer Krankenkasse ist für 38 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig. Das Thema Nachhaltigkeit sei bewusst in den Fokus des diesjährigen Reports gerückt worden, da der Klimawandel inzwischen allgegenwärtig sei, betonte Klemm. Auch das Gesundheitswesen trage seinen Teil dazu bei. „Nachhaltigkeit wird sich künftig als wichtiges Kriterium im Wettbewerb der Krankenkassen etablieren“, sagte sie.
Insbesondere bei jüngeren Menschen scheint das Thema Nachhaltigkeit bei der Wahl der Krankenkasse eine wichtige Rolle einzunehmen: In der Altersgruppe der 18-29-Jährigen gaben 48 Prozent an, dass ihnen die Umsetzung von Klimaschutz und Ressourcenschonung in ihrer Krankenkasse wichtig ist.
Der Umfrage zufolge schätzten jedoch nur 26 Prozent aller Befragten ihre Krankenkasse als nachhaltig ein. Neben einer nachhaltigen Betriebsführung möchten sie vor allem, dass ihre Krankenkassen Einfluss auf ein nachhaltiges Handeln im gesamten Gesundheitssystem nehmen und die Versicherten zu einem nachhaltigeren und gesundheitsfördernden Verhalten anregen.
Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 66 Betriebskrankenkassen und vier Landesverbänden mit neun Millionen Versicherten. Der BKK Dachverband fragt regelmäßig Versicherte zwischen 18 und 79 Jahren regelmäßig nach ihren Wünschen und der Beurteilung einzelner Angebote. Alle zwei Jahre werden die Ergebnisse im BKK Kundenreport veröffentlicht.
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