Kritik an geplanter Coronaprämie dauert an

Hannover – Der Deutsche Pflegerat und der Marburger Bund haben die geplante Coronaprämie kritisiert. Für die Umsetzung haben sie wenig Verständnis.
„Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Coronaprämie auf Pflegekräfte von Intensivstationen beschränkt werden soll“, sagte die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne Johna, im Interview des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Ärztinnen und Ärzte müssten bei der Coronaprämie genauso berücksichtigt werden wie Pflegekräfte.
Johna erklärte: „Wir haben uns als Ärzteschaft bei der ersten Coronaprämie ganz bewusst zurückgehalten und gesagt, jetzt ist die Pflege mal dran. Bei der zweiten Coronaprämie haben wir uns schon sehr geärgert, dass die Ärzte nicht berücksichtigt wurden. Ein drittes Mal werden wir das nicht hinnehmen.“
Weiter sagte sie: „Einige Ärzte sind so sauer, dass sie ernsthaft einen Tätigkeitswechsel in Erwägung ziehen.“ Es bestehe bei der Verteilung der Coronaprämie immer die Gefahr, dass Neid und Ungerechtigkeiten entstünden.
„Aber Unruhe oder gar Verteilungskämpfe können wir in den Kliniken jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Das wäre Gift für die Arbeit in den Teams.“ Johna schlägt stattdessen einen „Steuerfreibetrag für alle patientennahen Beschäftigten im Gesundheitswesen“ vor.
Der Deutsche Pflegerat lehnt einen Coronabonus ebenfalls ab. „Die Coronaprämie und besonders die Begrenzung auf einige wenige Pflegekräfte wird sehr viel Unfrieden stiften“, sagte die Pflegeratspräsidentin Christine Vogler.
Von Anfang an habe man versucht, der Politik zu verdeutlichen, dass die Pflegekräfte nicht mit einer Prämie „abgespeist“ werden wollten, sondern dauerhafte Verbesserungen in der Pflege benötigten. „Die Pflege jetzt mit diesem Bonus für einige wenige zu spalten, ist völlig falsch“, so Vogler. „Es ist völlig abwegig herausfinden zu wollen, wer die höchste Belastung hatte.“
Die dritte Coronaprämie soll laut Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nur an besonders belastete Pflegekräfte gezahlt werden, darunter die Intensivpflegekräfte. Laut dem Gesetzesentwurf sind steuerfreie Bonuszahlungen bis zu 3.000 Euro vorgesehen.
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