Kritik an geringer Lohnerhöhung für britisches Pflegepersonal

London – Gewerkschaften und die Opposition haben die geringe Lohnerhöhung für medizinisches Personal in Großbritannien scharf kritisiert. „Man kann kein Land wiederaufbauen, indem man Pflegegehälter kürzt“, twitterte der Chef der Labour-Partei, Keir Starmer. „Gebt unseren COVID-Helden eine Gehaltserhöhung.“
Für Mitarbeiter des Gesundheitsdiensts NHS ist eine Lohnerhöhung um ein Prozent vorgesehen. Das ist nur knapp mehr als die derzeitige Inflationsrate von 0,7 Prozent, erwartet wird ein Anstieg um 1,5 Prozent. Die Regierung verteidigte die Entscheidung.
Gesundheitsstaatssekretärin Nadine Dorries sagte heute Morgen der BBC, ein Prozent sei alles, was die Regierung angesichts der Pandemie stemmen könne. „Andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten keine Gehaltserhöhung“, sagte Dorries.
Doch Interessensverbände zeigten sich schockiert. Die Erhöhung bedeute lediglich 3,50 Pfund netto mehr pro Woche für eine erfahrene Pflegekraft, betonte die Pflegevereinigung Royal College of Nursing (RCN).
„Das ist erbärmlich und sehr enttäuschend“, sagte RCN-Chefin Donna Kinnair. Die Regierung verliere den Kontakt zu Pflegepersonal und NHS-Kräften. Die Gesundheitsexpertin der Gewerkschaft Unison, Sara Gorton, sprach von der „schlimmstmöglichen Beleidigung“ für das Pflegepersonal.
Kritiker erinnerten daran, dass die Regierung stets den hohen Einsatz des NHS gelobt habe und zudem selbst von der Arbeit des Gesundheitsdienstes profitiert habe. Premierminister Boris Johnson war im Frühling 2020 schwer an Corona erkrankt und wurde tagelang im Krankenhaus behandelt.
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