Vermischtes

Kritik an Personalmangel in Asklepios-Kliniken

  • Mittwoch, 22. März 2017

Hamburg – Der Konzernbetriebsrat der Asklepios-Kliniken hat Personalmangel und Ar­beits­überlastung vor allem im Pflegebereich des Unternehmens kritisiert. „Die Arbeits­verdichtung ist wahnsinnig angestiegen“, sagte die stellvertretende Betriebsratsvor­sit­zende Katharina Ries-Heidtke heute in Hamburg. Die Gewinnmargen des Konzerns seien zu hoch. „Wir arbeiten nicht am Fließband, sondern mit Menschen, die auf Hilfe ange­wie­sen sind“, betonte Ries-Heidtkes Kollege Klaus Bölling. Konkrete Zahlen zur Arbeitsver­dichtung nannten die Betriebsräte nicht.

Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Martin Simon Schwärzel, räumte ein, dass die Situation in den Hamburger Asklepios-Kliniken deutlich besser sei als anderswo. Der Ta­rifvertrag sei wirklich gut, sagte Ries-Heidtke. Probleme würden auf betrieblicher Ebene und nicht in der Öffentlichkeit geklärt. Der Betriebsrat begrüßte die Ergebnisse einer Ex­pertenkommission auf Bundesebene, die kürzlich die Einführung von Personal­untergren­zen vorgeschlagen hat. Diese sollen bis 2019 gesetzlich festgeschrieben werden.

In der Kommission saß auch die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), für die vorgeschlagenen Personaluntergrenzen Konsequenz aus der zu­nehmenden Arbeitsverdichtung sind. Es müssten mehr Pflegekräfte ans Bett, sagte Be­hördensprecher Rico Schmidt.

In einem Thesenpapier forderte der Konzernbetriebsrat Tarifverträge mit DGB-Gewerk­schaf­ten für Tochterunternehmen und Servicegesellschaften. Mitbestimmungsstrukturen dürften nicht durch Outsourcing, Werkverträge und Leiharbeit zerschlagen werden. Erträge aus der Erstattung der Kostenträger für Krankenhausleistungen dürften nicht zur Finan­zierung von Investitionen missbraucht werden, lautet eine weitere Forderung.

In den Hamburger Asklepios-Kliniken arbeiten nach Angaben eines Unternehmens­spre­chers rund 14.000 Menschen. Die ehemals städtischen Kliniken wurden Ende 2004 an den Konzern verkauft, gehören aber weiterhin zu 25,1 Prozent der Stadt. Asklepios Hamburg betreibt sieben Akutkrankenhäuser sowie eine Rehaklinik in Bad Schwartau. Die Stadt Hamburg investierte nach Angaben von Schmidt in den vergangenen elf Jah­ren 625 Millionen Euro in die Asklepios-Kliniken und mehr als 1,2 Milliarden in alle Kran­kenhäuser der Hansestadt. Damit sei Hamburg ein löbliches Beispiel unter den Bundes­ländern, sagte Uwe Ostendorff, der bei der Gewerkschaft Verdi für Asklepios zuständig ist.

Unternehmenssprecher Rune Hoffmann wies darauf hin, dass unter den 26.000 Vollzeit­kräften bei Asklepios Deutschland fast keine Leiharbeiter seien. Die Quote betrage 0,24 Prozent, in Hamburg 0,31 Prozent. Es gebe überall Tarifverträge, bei den Töchterunter­nehmen mit den jeweils branchenzuständigen Gewerkschaften, etwa für Reinigungs­kräf­te oder im Gastronomiebereich.

Der Konzern habe im vergangenen Jahr eine Rendite von zwölf Prozent erzielt. Es gebe keine konzernweite Gewinnmargen-Vorgabe. Die Ziele würden individuell für jede Klinik festgelegt. Seit der Übernahme habe Asklepios doppelt so viele neue Mitarbeiter einge­stellt wie im deutschlandweiten Durchschnitt der Branche.

Im internationalen Vergleich sei die Arbeitsverdichtung in den deutschen Kranken­häu­sern hoch, erklärte Hoffmann. Dies hänge mit der unbefriedigenden Finanzierung der Krankenhäusern zusammen. Die Länder seien für Investitionen zuständig, die Kranken­kassen trügen über Fallpauschalen die laufenden Kosten.

In Deutschland würden pro Mitarbeiter im Krankenhaus doppelt so viele Patienten be­han­delt wie in Frankreich. In der Schweiz komme laut einer Studie auf jede Pflegekraft 0,8 Krankenhausbetten, in Deutschland seien es dagegen 1,4. Personaluntergrenzen würden die Finanzierungssituation noch schwieriger machen, zumal derzeit Fachkräfte fehlten. Fehlende Investitionen würden Qualität und Standorte gefährden.

dpa

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