Kritik an Personalmangel in Asklepios-Kliniken
Hamburg – Der Konzernbetriebsrat der Asklepios-Kliniken hat Personalmangel und Arbeitsüberlastung vor allem im Pflegebereich des Unternehmens kritisiert. „Die Arbeitsverdichtung ist wahnsinnig angestiegen“, sagte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Katharina Ries-Heidtke heute in Hamburg. Die Gewinnmargen des Konzerns seien zu hoch. „Wir arbeiten nicht am Fließband, sondern mit Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind“, betonte Ries-Heidtkes Kollege Klaus Bölling. Konkrete Zahlen zur Arbeitsverdichtung nannten die Betriebsräte nicht.
Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Martin Simon Schwärzel, räumte ein, dass die Situation in den Hamburger Asklepios-Kliniken deutlich besser sei als anderswo. Der Tarifvertrag sei wirklich gut, sagte Ries-Heidtke. Probleme würden auf betrieblicher Ebene und nicht in der Öffentlichkeit geklärt. Der Betriebsrat begrüßte die Ergebnisse einer Expertenkommission auf Bundesebene, die kürzlich die Einführung von Personaluntergrenzen vorgeschlagen hat. Diese sollen bis 2019 gesetzlich festgeschrieben werden.
In der Kommission saß auch die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), für die vorgeschlagenen Personaluntergrenzen Konsequenz aus der zunehmenden Arbeitsverdichtung sind. Es müssten mehr Pflegekräfte ans Bett, sagte Behördensprecher Rico Schmidt.
In einem Thesenpapier forderte der Konzernbetriebsrat Tarifverträge mit DGB-Gewerkschaften für Tochterunternehmen und Servicegesellschaften. Mitbestimmungsstrukturen dürften nicht durch Outsourcing, Werkverträge und Leiharbeit zerschlagen werden. Erträge aus der Erstattung der Kostenträger für Krankenhausleistungen dürften nicht zur Finanzierung von Investitionen missbraucht werden, lautet eine weitere Forderung.
In den Hamburger Asklepios-Kliniken arbeiten nach Angaben eines Unternehmenssprechers rund 14.000 Menschen. Die ehemals städtischen Kliniken wurden Ende 2004 an den Konzern verkauft, gehören aber weiterhin zu 25,1 Prozent der Stadt. Asklepios Hamburg betreibt sieben Akutkrankenhäuser sowie eine Rehaklinik in Bad Schwartau. Die Stadt Hamburg investierte nach Angaben von Schmidt in den vergangenen elf Jahren 625 Millionen Euro in die Asklepios-Kliniken und mehr als 1,2 Milliarden in alle Krankenhäuser der Hansestadt. Damit sei Hamburg ein löbliches Beispiel unter den Bundesländern, sagte Uwe Ostendorff, der bei der Gewerkschaft Verdi für Asklepios zuständig ist.
Unternehmenssprecher Rune Hoffmann wies darauf hin, dass unter den 26.000 Vollzeitkräften bei Asklepios Deutschland fast keine Leiharbeiter seien. Die Quote betrage 0,24 Prozent, in Hamburg 0,31 Prozent. Es gebe überall Tarifverträge, bei den Töchterunternehmen mit den jeweils branchenzuständigen Gewerkschaften, etwa für Reinigungskräfte oder im Gastronomiebereich.
Der Konzern habe im vergangenen Jahr eine Rendite von zwölf Prozent erzielt. Es gebe keine konzernweite Gewinnmargen-Vorgabe. Die Ziele würden individuell für jede Klinik festgelegt. Seit der Übernahme habe Asklepios doppelt so viele neue Mitarbeiter eingestellt wie im deutschlandweiten Durchschnitt der Branche.
Im internationalen Vergleich sei die Arbeitsverdichtung in den deutschen Krankenhäusern hoch, erklärte Hoffmann. Dies hänge mit der unbefriedigenden Finanzierung der Krankenhäusern zusammen. Die Länder seien für Investitionen zuständig, die Krankenkassen trügen über Fallpauschalen die laufenden Kosten.
In Deutschland würden pro Mitarbeiter im Krankenhaus doppelt so viele Patienten behandelt wie in Frankreich. In der Schweiz komme laut einer Studie auf jede Pflegekraft 0,8 Krankenhausbetten, in Deutschland seien es dagegen 1,4. Personaluntergrenzen würden die Finanzierungssituation noch schwieriger machen, zumal derzeit Fachkräfte fehlten. Fehlende Investitionen würden Qualität und Standorte gefährden.
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