KV Bayerns fordert klare Zeitvorgaben beim Aufbau der Telematikinfrastruktur
München – Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) hat einen realistischen Zeitplan zum Aufbau einer Telematikinfrastruktur (TI) zur Vernetzung von Krankenhäusern, Praxen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens gefordert. Die einzelnen Projektschritte müssten im Rahmen realistischer Zeitvorgaben gut geplant werden und alle Beteiligten sollten ihren Pflichten nachkommen. Dies sei derzeit nicht der Fall, kritisierte der Vorstand. So gebe es zum aktuellen Zeitpunkt zwar noch keine zertifizierten Komponenten auf dem Markt, dennoch laufe bereits die Frist für die Praxen der Ärzte und Psychotherapeuten, die bis Juli 2018 an die TI angebunden sein müssen. Ansonsten drohe der Gesetzgeber mit Honorarkürzungen.
„Die Drohung mit Honorarkürzungen ist absolut kontraproduktiv für die Umsetzung des gesamten Vorhabens“, sagten die KVB-Vorstände Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp. Die Politik schüre Angst in der Ärzteschaft, obwohl bereits heute absehbar sei, dass die gesetzlichen Fristen aufgrund zahlreicher technischer und organisatorischer Probleme nicht einzuhalten sein werden.
Es wäre Aufgabe der dafür zuständigen Gematik GmbH, endlich einen durchdachten und erfüllbaren Zeitplan zur Einführung der TI vorzulegen. „Es kann nicht sein, dass die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten für die Versäumnisse der Gematik und der Industrie in Haftung genommen werden“, so Krombholz, Schmelz und Ritter-Rupp. Sie fordern daher die verantwortlichen Politiker dazu auf, die Drohkulissen abzubauen und stattdessen das Zusammenspiel aller Beteiligten zu fördern.
Bevor es zu einer flächendeckenden Umsetzung im Praxisbetrieb kommen könne, müssen aus Sicht des Vorstands der KVB erst hinreichende Tests mit mehreren Komponenten-Typen durchgeführt werden. Eine Telematikinfrastruktur, die perspektivisch in über 120.000 Praxen bundesweit eingeführt werden soll, dürfe nicht nur auf Erfahrungswerten aus einer Kurztestung mit einigen wenigen Komponenten-Anbietern mit faktischer Monopolstellung basieren.
Technische Mängel in den Geräten und Störungen bei der Installation oder im Betrieb könnten sogar zum Stillstand in den Praxen und damit zu gravierenden Verzögerungen in der Versorgung der Patienten führen, warnten Krombholz, Schmelz und Ritter-Rupp.
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