KV Nordrhein sieht offene Fragen in der Digitalisierungsstrategie

Düsseldorf – Als „sehr sportlich“ hat der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Frank Bergmann, den Zeitplan des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für die flächendeckende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) bezeichnet.
„Die ePA muss technisch so ausgestaltet sein, dass Datenschutz gewährleistet und haftungsrechtlich für den Arzt keine unbeherrschbaren Risiken entstehen“, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende. Im Augenblick gebe es aber noch viele offene Fragen, die der Gesetzgeber klären müsse, so Bergmann.
Wichtig sei zum Beispiel, dass die ePA in der Praxis leicht zu befüllen und technisch einfach zu bedienen sei. Außerdem bedürfe es kosten- und barrierefreier Schnittstellen mit den Praxisverwaltungssystemen.
„Der Mehraufwand für die Erstbefüllung und die Folgebearbeitungen muss als zusätzlicher Zeitaufwand angemessen vergütet werden“, betonte Bergmann.
Zudem fehle bislang eine breite Aufklärungskampagnen seitens der Krankenkassen und des BMGs, damit die ePA nicht zu langen Diskussionen in den Praxen führe und so Behandlungszeit verloren gehe.
Bergmann begrüßte, dass die Digitalisierungsstrategie niedrigschwellige telemedizinische Angebote vorsieht und dafür die 30-Prozent-Limitierung der Ärztinnen und Ärzte für eine telemedizinische Betreuung aufheben wolle.
Dies genüge aber noch nicht, um dauerhaft ein flächendeckendes Angebot dieser Leistungen zu etablieren, so der KV-Chef. Wichtig seien zeitgleich modernere rechtliche Strukturen, die eine Videosprechstunde im Rahmen des mobilen Arbeitens von zu Hause ermöglichten.
„Bisher muss dafür zuerst eine Zweigpraxisgenehmigung eingeholt werden – das kann in diesen herausfordernden Zeiten und mit Blick auf die denkbar knappe ‚Ressource Arztzeit‘ nicht Sinn der Sache sein“, so Bergmann.
Der KV-Vorsitzende betont aber, dass die angesprochenen Punkte keine Fundamentalkritik an dem BMG-Vorstoß für mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen sind. „Grundsätzlich begrüße ich den Vorstoß des BMG für eine Digitalisierungsstrategie sehr – eine Weiterentwicklung der Digitalstrukturen des deutschen Gesundheitswesens ist längst überfällig“, betonte Bergmann.
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