Laborärzte legen mit Kritik an Honorarreform nach

Berlin – Laborärzte klagen über eine mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit. Insbesondere die finanziellen Rahmenbedingungen stimmten nicht, machte der Vorstandsvorsitzende der Akkreditieren Labore in der Medizin (ALM) gestern auf einer ALM-Veranstaltung in Berlin deutlich.
Über die Laborreform, die zum 1. Januar 2025 in Kraft treten soll, sagte Müller, dass sie zu Verwerfungen führe und technisch gesehen „eigentlich Unsinn“ sei. Es sei über den Kopf der Labore hinweg entschieden worden. „Dass man eine Beschlussfassung macht, die die Wirtschaftlichkeit der Labore infrage stellt, muss man erst mal bringen heutzutage“, sagte Müller.
Die verfügbaren Mittel müssten aus seiner Sicht „vernünftig“ verwendet werden. Er hob hervor, dass Labordiagnostik nicht nur aus dem Bedienen von Maschinen und dem Ablesen von Ergebnissen bestehe und dass man von vielen zuweisenden Ärztinnen und Ärzten Unterstützung bekomme.
Angesichts der hohen Ausgaben im deutschen Gesundheitssystem – es werde an vielen anderen Stellen unnötig Geld „verballert“ –, leuchte ihm das Sparen an der Stelle nicht ein, sagte Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM).
Müller dringt noch auf Veränderungen: „Das Schöne an Beschlüssen ist ja, dass man sie ändern kann. Das ist ja nicht in Stein gemeißelt“, sagte er. „Aus meiner Sicht bewegen wir gerade eine Diesellok mit dem Zahnstocher, aber sie bewegt sich doch ein bisschen.“
KBV: Evaluation nach Inkrafttreten
Auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes teilte ein Sprecher der KBV heute mit, dass die Auswirkungen der Beschlüsse nach deren Inkrafttreten evaluiert würden. „Dann werden wir sehen, ob sich ein Nachbesserungsbedarf ergibt.“ Auf die Kritik an der KBV ging der Sprecher nicht weiter ein.
Nach Darstellung des ALM gefährdet die Reform die flächendeckende Versorgung mit Labordiagnostik. In der Folge könne es künftig zu verzögerter Leistungserbringung kommen. Die Patienten seien die Leidtragenden.
Seit Monaten läuft der Verband gegen den Beschluss des Bewertungsausschusses Sturm, ebenso wie der Berufsverband für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Sie forderten, die Reform auszusetzen.
Wenig Trauer um Gesetzesvorhaben der Ampel
Diskutiert wurde bei der ALM-Veranstaltung auch über den Bruch der Ampelregierung und die Folgen für Gesetzesvorhaben. Die meisten Gesetze seien handwerklich so schlecht gemacht, dass sie besser neu gedacht werden müssten, sagte Müller. In seiner Ansprache hatte er aber auch die Notwendigkeit einer zügigen Krankenhausreform betont, die die ambulante Medizin mitdenke.
Scherer begrüßte ausdrücklich, dass das Gesunde-Herz-Gesetz nun wohl nicht realisiert wird. Es habe in die völlig falsche Richtung gewiesen, „mit noch mehr Check-ups, noch mehr nicht evidenzbasierten Untersuchungen“. Er sagte: „Wir sind froh, wenn nicht evidenzbasierte Medikalisierungsimpulse der Gesundheitspolitik ausbleiben.“
Während man sich bei manchen Vorhaben eine Umsetzung gewünscht hätte, gebe es weitere Projekte mit Ausgabensteigerungen ohne direkt erkennbaren Gegenwert für die Versorgung, denen man nun nicht nachtrauere, schilderte Henning Stötefalke, Bereichsleiter Politik und Leiter des Hauptstadtbüros der DAK-Gesundheit. Je nachdem, wie es mit der Krankenhausreform weitergehe, blicke man auf eine Legislaturperiode mit einer mageren Gesetzgebung.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: