Laborverband sieht Infektionsdiagnostik in Apotheken kritisch

Berlin – Der Gesetzgeber will Schnelltests in Apotheken und Pflegeeinrichtungen zur Infektionsdiagnostik ermöglichen. Der Verband „Akkreditierten Labore in der Medizin“ (ALM) zeigt sich von dem Vorstoß mit Verweis auf nicht zuverlässige Testmittel wenig begeistert.
„Spätestens seit der Pandemie wissen alle, dass die Diagnostik von Infektionskrankheiten, insbesondere meldepflichtiger Erkrankungen, mit qualitativ hochwertigen diagnostischen Tests zu erfolgen hat und ohnehin in ärztliche Hände gehört“, sagte der ALM-Vorsitzende Michael Müller.
Der ALM argumentiert, die heute verfügbaren Schnelltests etwa zum Nachweis von Adeno-, Influenza- und Noroviren sowie für RSV und Rotaviren seien wegen ihrer nicht ausreichenden diagnostischen Nachweisempfindlichkeit, also der Sensitivität, für die Diagnosestellung nach wie vor nicht geeignet.
„Vor allem sollte die Indikationsstellung für die Diagnostik ärztlicherseits erfolgen, denn es gibt auch gute Gründe, in Einzelfällen auf die Diagnostik zu verzichten“, so der ALM. In Apotheken sei aber weder eine klinische Untersuchung noch eine ärztliche Beratung möglich.
„Im Ergebnis führt dies auch zu einer unangemessenen und sachlich nicht gerechtfertigten Bevorzugung von Apothekerinnen und Apothekern gegenüber unseren Ärztinnen und Ärzten“, sagte Müller. Die Politik verfolge hingegen „die absurde Idee, den Arztvorbehalt für ärztliche Leistungen auszuhöhlen und die Diagnostik in Apotheken zu ermöglichen“, warnte er.
Hintergrund ist, dass entsprechende Regelungen offenbar über einen Änderungsantrag der Regierungskoalition in den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit eingearbeitet werden sollen.
Der Laborverband fordert in einer Stellungnahme an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses im Bundestag, dass statt der Ausweitung auf Apotheken und Pflegeheime die bereits etablierten Strukturen stärker eingebunden werden sollten.
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