Laborärzte halten Krisensitzung wegen Honorarreform ab

Berlin – Der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) hat in einer Krisensitzung versucht, sich auf das weitere Vorgehen gegen die geplante Honorarreform zu einigen. Die geplanten Einschnitte würden die Existenz vieler Labore in Deutschland gefährden, erklärte der erste Vorsitzende der ALM, Michael Müller, gestern in Berlin.
Mehr als zwei Stunden hatte die Verbandsführung mit rund 200 Teilnehmern aus allen Laboren darüber diskutiert, welche Handlungsoptionen noch verbleiben. „Die Labore wollen diese Reform nicht“, erklärte Müller. „Es bedarf jetzt einer konzertierten Aktion.“ Über genaue Gesprächsinhalte oder geplante Maßnahmen gab er keine Auskunft.
Rückendeckung habe der Verband aber von mehr als 5.000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnerinnen des offenen Briefes erhalten, den die ALM im Juli gemeinsam mit dem Berufsverband der Ärztinnen und Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI) veröffentlicht hatte.
„Das ist für so eine kleine Arztgruppe enorm“, sagte Müller. Die Unterstützung komme auch von zahlreichen Einzelpersonen aus der Patientenversorgung und von Patientenvertretungen selbst. „Das sollte für GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche Bundesvereinigung Anlass genug sein, diese Reform auszusetzen.“
Der Verband erneuerte seine Kritik an der geplanten Honorarreform, die nach seiner Ansicht zu einer Verschlechterung der Versorgungslage führen werde.
In den vergangenen 15 Jahren seien 30 Prozent der Honorare aus der Laborvergütung weggebrochen, nun würden weitere zehn Prozent gestrichen. Zudem solle die Mindesterstattungsquote von 89 auf 85 Prozent gesenkt werden, rechnete der stellvertretende ALM-Vorsitzende Jan Kramer vor.
Demgegenüber seien die Kosten in den medizinischen Laboren zwischen 2017 und 2021 um 19 Prozent und seit 2022 um weitere 17 Prozent gestiegen. Eine Weitergabe der Kostensteigerungen sei jedoch nicht möglich, betonte ALM-Vorstandsmitglied Evangelios Kotsopoulos.
Er verwahrte sich gegen Hinweise auf die massiven Gewinne der Labore während der COVID-19-Pandemie. Natürlich sei in dieser Zeit viel Geld in die Testungen geflossen, allerdings werde die Diskussion darüber undifferenziert geführt.
Denn der weit größte Teil des Geldes sei in die Selbsttestungen geflossen. Zudem würden der Vergütung würden auch massive Investitionen der Labore gegenüberstehen, die während der Pandemie notwendig gewesen seien, um der hohen Nachfrage zu begegnen. Die Labore hätten zu überhöhten Preisen Materialien und Instrumente beschaffen müssen, die heute oft ungenutzt abgeschrieben werden müssten.
Es müsse damit aufgehört werden, Labore „wie einen Steinbruch leer zu baggern oder wie eine Zitrone auszupressen“, forderte der Vereinsvorsitzende Müller. Zudem gebe es für die jetzige Reform, im Gegensatz zu vorherigen, überhaupt keinen Anlass. Der absehbare systematische Abzug von Finanzmitteln berühre empfindlich das auf Fairness und Gerechtigkeit ausgelegte System der Honorarverteilung.
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