Landtag in Mecklenburg-Vorpommern gegen Rückkehrprämie für Ärzte

Schwerin – Der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern hat sich im Kampf gegen den Ärztemangel mehrheitlich gegen weitere finanzielle Anreize ausgesprochen. Der Antrag der oppositionellen AfD, rückkehrwilligen Medizinern, die sich im ländlichen Raum niederlassen, eine Prämie von 50.000 Euro zu bezahlen, fand heute bei den anderen vier Fraktionen keine Unterstützung.
Der AfD-Abgeordnete Gunter Jess verwies in der Begründung des Antrags auf den wachsenden Ersatzbedarf in Krankenhäusern und Arztpraxen. Ein Viertel der Mediziner im Land gehe in absehbarer Zeit in Ruhestand. Viele Ärzte wanderten zudem unter anderem wegen besserer Verdienstmöglichkeiten ins Ausland aus. Im Jahr 2015 hätten dies bundesweit 2.143 Mediziner getan, 58,4 Prozent davon Deutsche.
Meckenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) verwies auf bereits laufende Bestrebungen von Regierung und Ärzteverbänden zur Sicherung der medizinischen Versorgung im Nordosten. Dazu gehöre das Stipendium von monatlich 300 Euro für Medizinstudierenden, die nach Abschluss des Studiums im Land bleiben. Von 72 Stipendien seien bislang 37 vergeben.
Landärzte könnten für ihre Niederlassung bereits mit Zuschüssen von 100.000 Euro rechnen, die je zur Hälfte vom Land und der Kassenärztlichen Vereinigung gewährt würden, sagte er. Glawe räumte allerdings ein, dass Ärzte im Ausland teilweise deutlich höhere Einkünfte erzielten. „In der Schweiz liegt das Einkommensplus bei 30 bis 50 Prozent“, sagte er.
Kinderklinik soll weiterarbeiten
Im Streit um die wegen akuten Ärztemangels geschlossene Kinder- und Jugendabteilung der Asklepios-Klinik in Parchim kündigte Glawe an, dass die Einrichtung spätestens Mitte Juli wieder arbeitsfähig sein soll.
Es liefen intensive Gespräche zwischen Ministerium und Klinikleitung mit dem Ziel, dass die Station in zwei bis drei Wochen wieder aufmache, sagte Glawe. So würden etwa Honorarkräfte gesucht, die für eine bestimmte Zeit die erkrankten Ärzte in Parchim vertreten. Die Kinder- und Jugendabteilung solle in jedem Falle erhalten bleiben. Darüber bestehe Einigkeit mit dem Betreiber.
In Parchim sind nach Angaben eines Kliniksprechers aktuell vier von fünf Fachmedizinern erkrankt. Das habe dazu geführt, dass seit Pfingsten keine neuen Fälle mehr hätten angenommen werden können und die Kinderabteilung inzwischen keine Patienten mehr habe. Die Rettungsleitstelle werde täglich informiert, dass die Parchimer Klinik keine Kinder aufnehmen könne.
Schon seit längerem sei die angespannte Personalsituation bekannt und es habe auch Stellenausschreibungen gegeben, sagte der Sprecher. Doch seien Kinderärzte angesichts des angespannten Arbeitsmarkts schwer zu finden. Bei Notfällen werden Kinder aus der Region Parchim nach Angaben Glawes derzeit zur Behandlung nach Schwerin gebracht.
Die Situation in Parchim löste im Parlament eine Grundsatzdebatte zur medizinischen Versorgung auf dem Land aus. Der Linken-Abgeordnete Torsten Koplin forderte, mehr Ärzte auszubilden. Die Landesregierung müsse mit dafür sorgen, dass die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen besser werden und die Abwanderung von Medizinern gestoppt wird.
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