Politik

Lauterbach wirbt für Gesundheitskioske in ärmeren Stadtteilen

  • Donnerstag, 31. August 2023
Blick auf den Eingang vom Gesundheitszentrum „Die Kümmerei“ im Stadtteil Chorweiler./picture alliance, dpa-Pool, Rolf Vennenbernd
Blick auf den Eingang vom Gesundheitszentrum „Die Kümmerei“ im Stadtteil Chorweiler. /picture alliance, dpa-Pool, Rolf Vennenbernd

Köln – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen weiteren Vorstoß zur Errichtung von Gesund­heits­kiosken in ärmeren Stadtteilen gemacht. Die Ärzteschaft ist von dem Konzept wenig begeistert.

Der SPD-Politiker betonte heute im Kölner Stadtteil Chorweiler beim Besuch der „Kümmerei“, die Kioske lohn­ten sich aus wirtschaftlicher Sicht, verbesserten die Versorgung und seien für einen Stadtteil eine wichtige Initiative. Das Konzept benötige man in ganz Deutschland, weil es in vielen solcher Stadtteile nicht mehr ge­nug Ärzte gebe, um die Versorgung darzustellen.

In Zentren wie der „Kümmerei“ werden zwar auch medizinische Routineaufgaben wie etwa das Messen von Blutdruck und Blutzucker übernommen. Es wird aber auch unterstützt und erklärt, wenn es um Pflegeversi­che­rung, Bescheide von der Krankenkasse, Schwangerschaft oder Termine beim Facharzt geht. „Das ist keine Konkurrenz zu anderen Angeboten, sondern eine Ergänzung“, versprach Lauterbach.

1.000 solcher Kioske sollen den Plänen des Gesundheitsministeriums zufolge ab 2024 in Deutsch­land ent­stehen. Die Initiative, ein Zentrum zu errichten, soll von den Kommunen ausgehen. Laut Lauterbach haben diese großes Interesse an den Kiosken, schließlich sei es eine kostensenkende Verbesserung der Versorgung. Die Kommunen sollen aber nur für ein Fünftel der Kosten aufkommen, 75 Prozent sollen die gesetzlichen Krankenversicherungen beisteuern.

Laut AOK Rheinland-Hamburg, die neben der „Kümmerei“ eine Handvoll weiterer Kioske in NRW und Hamburg finanziert, belaufen sich die jährlichen Kosten für einen Kiosk auf etwa 500.000 Euro pro Jahr. Man sehe den Anteil der Krankenkassen eigentlich als zu hoch, sagte deren Vizechef Matthias Mohrmann. „Auf der anderen Seite: Es wird keiner pleite gehen deshalb“, sagte er.

Auch für die Kassen sollen sich die Kioske laut Lauterbach unterm Strich rechnen – es sollen etwa Patienten aufgefangen werden, die sonst mit dem Rettungsdienst in eine Klinik gekommen wären. Außerdem sollen durch Prävention Krankheiten früher behandelt werden, die später viel kostspieliger geworden wären.

Die Ärzteschaft – Kassenärztliche Vereinigungen, Ärztekammern und Ärzteverbände – sehen die Kioske skep­tisch. Sie warnen unter anderem vor einem Aufbau von Parallelstrukturen. Vorhandene finanziellen und per­sonellen Ressourcen für das deutsche Ge­sundheitssystem seien begrenzt und sollten im ambulanten Bereich eingesetzt werden.

dpa

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