Lebensraum von Ebola-übertragenden Tieren größer als gedacht

Frankfurt – Das Zaire Ebolavirus wird vermutlich durch verschiedene Flughund- und Fledermausarten übertragen. Der Lebensraum dieser Tiere ist in Afrika größer als gedacht. Das berichten Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt in der Fachzeitschrift Scientific Reports (DOI: 10.1038/s41598-020-71226-0).
Das Ebolavirus gilt als einer der gefährlichsten Krankheitserreger weltweit. Bei dem bisher schwersten Ausbruch starben in Westafrika zwischen 2014 bis 2016 mehr als 11.000 Menschen. Auch in Europa werden immer wieder einzelne Fälle gemeldet, die mit Aufenthalten in den betroffenen Gebieten in Verbindung stehen.
Die Frankfurter Wissenschaftler haben untersucht, wo neun dieser Flughund- und Fledermausarten in Afrika geeignete Lebensräume und klimatische Bedingungen vorfinden.
„Das Zaire-Ebolavirus ist eines der gefährlichsten Ebolaviren. Bis zu 88 Prozent der Infizierten sterben daran. Um Ausbrüche des Virus zu verhindern oder eindämmen zu können, ist es deshalb essenziell zu wissen, wo potenzielle Infektionsherde lauern“, sagte der Parasitologe Sven Klimpel von der Goethe-Universität Frankfurt und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.
Sein Team konnte anhand ökologischer Nischenmodellierungen zeigen, dass entsprechende Flughund- und Fledermausarten in West- bis Ostafrika einschließlich großer Teile Zentralafrikas leben können.
Ein breiter Gürtel von möglichen Lebensräumen zieht sich laut diesen Modellierungen von Guinea, Sierra Leone und Liberia im Westen über die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo bis hin zum Sudan und Uganda im Osten. Einige der untersuchten Flughund- und Fledermausarten könnten auch im östlichen Teil Südafrikas vorkommen.
Im nächsten Schritt verglichen die Forscher die möglichen Lebensräume mit Verbreitungskarten der Flughund- und Fledermausarten, welche die Weltnaturschutzorganisation IUCN erstellt hat. Außerdem analysierten sie, wo in der Vergangenheit Zaire-Ebolavirus-Pandemien ausgebrochen waren.
„Die modellierten Lebensräume der Wirte des Zaire-Ebolavirus sind größer als die Verbreitungsgebiete, von denen wir bisher wissen. Die Flughund- und Fledermausarten haben die darüberhinausgehenden Lebensräume möglicherweise aufgrund von Barrieren noch nicht erobert“, so Klimpel.
„Eine andere, beunruhigendere Erklärung wäre, dass die Wissenschaft das Verbreitungsgebiet der Ebola-übertragenden Flughund- und Fledermausarten bisher unterschätzt hat. Die Modelle würden in diesem Fall ein realistischeres Bild liefern“, sagte die Erstautorin der Studie, Lisa Koch.
Die Ergebnisse der Studie könnten laut den Wissenschaftlern helfen, Krankheiten, die in den modellierten Verbreitungsgebieten der Reservoir-Wirte auftreten, stärker im Auge zu behalten sowie die Öffentlichkeit über mögliche Ebola-Infektionen zu informieren und somit letztendlich die Folgen einer Epidemie abzumildern.
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