Ärzteschaft

KV Nordrhein warnt vor Cannabis­legalisierung

  • Mittwoch, 13. Dezember 2023
/picture alliance, Fabian Sommer
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Düsseldorf – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein warnt vor den politischen Plänen zur Cannabislegalisierung. „Als Neurologe und Psychiater kann ich nur eindringlich vor der Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken warnen“, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann. Durch die Legalisierung werde der Cannabiskonsum weiter enttabuisiert – mit drastischen Folgen insbesondere für Kinder und Jugendliche, für die der Konsum schwerwiegende Gefahren für Gesundheit und Entwicklung mit sich bringe.

Bergmann kritisierte, in neuen Formulierungsvorschlägen aus dem Bundesministerium für Gesundheit für das entsprechende Gesetz würden weitere Regelungen gelockert. So soll der Konsum von Cannabis bis zu 100 Meter vor Einrichtungen erlaubt werden, die ausschließlich oder vorwiegend von Kindern oder Jugendlichen aufgesucht werden – bislang waren 200 Meter vorgesehen.

„Wenn 100 Meter vor der Schule Cannabis legal konsumiert wird, begegnen Heranwachsende diesem Konsumverhalten bereits auf dem Schulweg – Kinder- und Jugendschutz sieht anders aus“, warnte Bergmann. Daran ändere auch ein höherer Strafrahmen bei der Abgabe von Cannabis an Minderjährige oder eine Aufklärungskampagne zu den Risiken des Cannabiskonsums nichts.

Bergmann kritisiert, die gesundheitlichen Auswirkungen der Legalisierung und Implikationen für die ambulante Versorgung spielten im Gesetzgebungsprozess offenbar keine größere Rolle. „Schon jetzt ist klar: Durch die Cannabislegalisierung zu Genusszwecken ist auch mit einem deutlich höheren ambulanten Behandlungsbedarf bei Suchterkrankungen und depressiven Störungen zu rechnen“, warnte der KV-Vorstandsvorsitzende.

Statt einer Cannabislegalisierung wäre es laut Bergmann angebrachter, Suchterkrankten durch eine Stärkung der ambulanten Versorgung zu helfen.

Zahlreiche Organisationen und Verbände aus dem Gesundheitswesen und darüber hinaus rufen zu einem Stopp der geplanten Cannabislegalisierung auf.

In einem Schreiben an die Abgeordneten des Bundestages heißt es, hier gehe es um eine grundlegende Weichenstellung, die gravierende gesellschaftliche Auswirkungen entfalten werde, insbesondere mit Blick auf die Entwicklungs- und Lebensperspektiven junger Menschen. „Sorgen Sie stattdessen dafür, den Fokus der Drogenpolitik auf eine deutliche Ausweitung kluger und gezielter Präventionsstrategien und die Förderung von Interventionsprogrammen zu legen“, heißt es in dem Schreiben, das unter anderen die Bundesärztekammer, die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und andere gezeichnet haben.

hil

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