Medizin

Legionellen hitzeresistenter als bislang angenommen

  • Montag, 9. November 2015
Uploaded: 09.11.2015 18:27:47 by mis
dpa

Braunschweig – Legionellen vermehren sich auch bei Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad Celsius. Das berichten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in der Fachzeitschrift The ISME Journal (10.1038/ismej.2015.199).

Die Forscher um Manfred Höfle, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Diagnostik“ am HZI, untersuchten die Legionellenpopulation im Trinkwasser auf dem Weg von den natürlichen Reservoiren in Stauseen über Wasserspeicher und Leitungen bis hin zum Wasserhahn. Mittels molekularbiologischer Methoden stellten sie fest: Im heißen Leitungswasser kommen deutlich mehr Legionellen vor als im kalten.

„Es zeigte sich, dass die Legionellenzahlen bei 50 bis 60 Grad zunehmen und dass insbesondere von einem Wachstum von Legionella pneumophila in diesem Temperatur­bereich auszugehen ist“, sagt Ingrid Brettar aus der Arbeitsgruppe. „Das ist ein überraschendes Ergebnis“, kommentiert René Lesnik, der Erstautor der Veröffent­lichung. Bislang vorliegende Untersuchungen gingen von einem Legionellen-Wachstum bis zu 42 Grad aus, maximal bis 45 Grad.

Legionellen verursachen in Europa Schätzungen zufolge jedes Jahr etwa 100.000 Fälle von schweren Lungenentzündungen. Die sogenannte Legionellose, deren schwerste Form man auch als „Legionärskrankheit“ bezeichnet, tritt oft gehäuft in Form von Ausbrüchen auf, die viele Menschen erfassen. Wenn die Infektion nicht rechtzeitig erkannt wird, kann sie rasch zum Tod führen. Die Keime vermehren sich in erster Linie in Warm- und Heißwassersystemen und gelangen über Wassertröpfchen in die Lunge der Menschen. Duschen, Kühltürme und Klimaanlagen stellen wesentliche Infektions­quellen dar. Die deutsche Gesetzgebung sieht daher vor, dass alle relevanten Heißwassersysteme regelmäßig auf das Vorkommen von Legionellen hin untersucht werden.

Die Wissenschaftler fordern jetzt weitere Studien, um zu klären, welche Konsequenzen sich aus den neuen Ergebnissen für das Management von Heißwassersystemen, Klimaanlagen und Kühltürmen ergeben.

hil

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