Leonhard neue Gesundheitssenatorin in Hamburg

Hamburg – Die Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) ist neue Gesundheitssenatorin in Hamburg. Die Bürgerschaft in Hamburg bestätigte den rot-grünen Senat heute. SPD und Grüne hatten in ihren Koalitionsgesprächen entschieden, die Gesundheitsbehörde aufzulösen und der Sozialbehörde zuzuschlagen.
83 der 123 Abgeordneten stimmten heute für die von Tschentscher berufenen elf Senatoren. Es gab 38 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Rot-Grün verfügt in der Hamburgischen Bürgerschaft über 87 Mandate.
Leonhard löst Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ab, die dem neuen Senat nicht mehr als Gesundheitssenatorin angehört. Sie verabschiedete sich in den Ruhestand. Prüfer-Storcks war eine der dienstältesten Gesundheitsministerinnen der Länder, in Hamburg seit 2011 Ministerin – und hatte bereits angekündigt, ihr Amt aufzugeben.
Peter Tschentscher (SPD) wurde als Hamburger Bürgermeister wiedergewählt. Zuvor hatten SPD und Grüne die Fortsetzung ihrer Regierungszusammenarbeit besiegelt. Dem 205 Seiten starken Koalitionsvertrag, der nach Verzögerungen durch die Coronakrise in den vergangenen Wochen in 13 Runden ausgehandelt worden war, hatten Parteitage von SPD und Grünen erst am vergangenen Wochenende zugestimmt.
Erneut Kritik an Auflösung der Gesundheitsbehörde
An den Vorhaben zur Gesundheitspolitik des Koalitionsvertrages und der Auflösung einer eigenständigen Gesundheitsbehörde hatte es bereits im Vorfeld Kritik gegeben – zum Beispiel von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung Hamburg. Heute legte der Verband der Ersatzkassen (vdek) nach.
Mit Blick auf die Bedeutung der Gesundheitsversorgung für die Hamburger – nicht nur in Pandemiezeiten – finde man es „bedauerlich, dass Rot-Grün die Gesundheitsbehörde aufgelöst und in die viel größere Sozialbehörde eingegliedert hat“.
Der Kassenverband appellierte an die Koalition, „dem Thema Gesundheit keinen untergeordneten Platz zuzuweisen, sondern ihm weiterhin einen hohen Stellenwert einzuräumen“. Daher befürworte man es, dass eine eigene Staatsrätin für den Bereich Gesundheit ernannt werden solle.
Positiv findet der Kassenverband, dass der Senat die Qualität der Klinikbehandlungen erhöhen will, indem er zusätzliche Vorgaben für die Ausstattung mit Ärzten, Pflegepersonal und Technik bei bestimmten Eingriffen schaffen möchte. Kritisch sei die Ankündigung zu sehen, die Investitionen in die Krankenhäuser lediglich zu stabilisieren.
„Diese liegen derzeit bei rund 110 Millionen Euro jährlich. Das entspricht einer Investitionsförderquote, also der Entwicklung der Investitionen im Verhältnis zu den Klinikausgaben, von aktuell 4,8 Prozent“, so der vdek. Benötigt würden nach Expertenmeinung aber rund acht bis zehn Prozent – und damit mindestens 185 Millionen Euro.
SPD und Grüne regieren in Hamburg bereits seit 2015 gemeinsam. Bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar hatten die Grünen ihren Stimmenanteil mit 24,2 Prozent (2015: 12,3) deutlich erhöhen können. In der Bürgerschaft verfügen sie über 33 Sitze. In der vorherigen Legislaturperiode hatten sie 15.
Die SPD blieb mit 39,2 Prozent (2015: 45,6) stärkste Kraft, ihre Fraktion verkleinerte sich aber von 58 auf 54 Mandate. Zusammen haben beide Fraktionen eine Zweidrittelmehrheit der insgesamt 123 Sitze im Hamburger Stadtparlament.
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