Rot-Grün kann in Hamburg weiter regieren

Hamburg – Hamburgs SPD und Grüne haben die Neuauflage ihres Regierungsbündnisses in der Hansestadt besiegelt. Die Parteitagsdelegierten beider Seiten stimmten vorgestern mit großer Mehrheit dem Koalitionsvertrag und der vereinbarten Zusammensetzung des neuen Senats zu.
Auf einem kleinen Parteitag der Grünen billigten 30 der 35 Delegierten (86 Prozent) die Vereinbarungen mit der SPD. Es gab drei Gegenstimmen und eine Enthaltung, ein Delegierter nahm an der Abstimmung nicht teil. Bei der SPD war das Ergebnis noch eindeutiger. 288 der 312 Delegierten, also 92,3 Prozent, befürworteten in einem Online-Verfahren den Koalitionsvertrag, wie ein Parteisprecher mitteilte. Es gab 18 Gegenstimmen und sechs Enthaltungen.
Dem Personalvorschlag für die Senatsposten stimmten allerdings nur 76,3 Prozent zu. Die Vergabe von nur zwei Spitzenämtern an Frauen, aber fünf an Männer war auf Kritik gestoßen. Vier der elf Senatsposten werden von den Grünen besetzt – einer mehr als bisher.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte: „Hamburg steht in der Coronakrise weiterhin vor großen Herausforderungen, die wir mit Zuversicht angehen und erfolgreich bewältigen wollen.“ Mit den formulierten politischen Linien und Projekten trage der Koalitionsvertrag eine klare sozialdemokratische Handschrift.
Bei den Koalitionsverhandlungen hatten die Grünen in zahlreichen Punkten eigene Vorstellungen einbringen können. „Das ist ein Koalitionsvertrag mit einer deutlichen grünen Handschrift“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Alle neuen Vorhaben stehen jedoch unter Finanzierungsvorbehalt.
Mit der Entscheidung ist die Wiederwahl von Bürgermeister Tschentscher durch die Bürgerschaft am kommenden Mittwoch praktisch sicher. Beide Fraktionen zusammen verfügen über eine Zweidrittelmehrheit. Besiegelt ist damit wohl auch das Ende eines eigenständigen Gesundheitsministeriums in Hamburg. Die Behörde wird nach dem neuen Koalitionsvertrag von SPD und Grünen aufgelöst.
Das Ressort Gesundheit kommt zur Sozialbehörde von Senatorin Melanie Leonhard (SPD), der Bereich Verbraucherschutz in die Justizbehörde des designierten Senators Anjes Tjarks (Grüne). Hamburgs langjährige Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) scheidet übermorgen nach neun Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Amt aus.
Seit langem geplante und für die Wirtschaft wichtige Infrastrukturprojekte wie der Bau der Hafenautobahn A26-Ost sollen auf jeden Fall gebaut werden. Besonders am Bau der Autobahn durch den Süden Hamburgs gab es bei den Grünen viel Kritik. Der parlamentarische Geschäftsführer Farid Müller bezeichnete das Projekt als „bittere Pille“, für die man aber Kompensationen ausgehandelt habe.
SPD und Grüne regieren in Hamburg bereits seit 2015 gemeinsam. Bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar hatten die Grünen ihren Stimmenanteil mit 24,2 Prozent (2015: 12,3) fast verdoppelt. In der Bürgerschaft verfügen sie über 33 Sitze. In der vorherigen Legislaturperiode hatten sie 15.
Die SPD blieb mit 39,2 Prozent (2015: 45,6) stärkste Kraft, ihre Fraktion verkleinerte sich aber von 58 auf 54 Mandate. Zusammen haben beide Fraktionen eine Zweidrittelmehrheit der insgesamt 123 Sitze im Hamburger Stadtparlament.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: