Lieferengpässe: BfArM-Beirat nimmt Arbeit auf

Köln – Der neu gegründete Beirat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Ende Juli seine Arbeit aufgenommen.
Zu seinen ersten Aufgaben zählt die Definition des durch das Faire-Kassenwettbewerb-Gesetz neu ins Arzneimittelgesetz aufgenommenen Begriffs „versorgungskritische Wirkstoffe“ sowie eine Erarbeitung von Kriterien für die Einstufung von Wirkstoffen als versorgungskritisch.
Zudem wird der Beirat eine Liste besonders relevanter Wirkstoffe erstellen, die perspektivisch wieder in der Europäischen Union (EU) produziert werden sollen. Das ist eines der Themen, das Deutschland im Rahmen seiner aktuellen EU-Ratspräsidentschaft angehen will.
Schließlich wird der Beirat Kriterien für eine Liste von Fertigarzneimitteln erarbeiten, für die eine regelmäßige Datenübermittlung zur Beurteilung der Versorgungslage erforderlich ist.
Der Beirat ersetzt den Jour Fixe im BfArM, in dem sich die maßgeblichen Akteure im Bereich der Arzneimittelversorgung einen Überblick über Liefer- und Versorgungsengpässe von Arzneimittel verschafft haben.
Alle Beschlüsse und Festlegungen des Jour Fixe gelten zunächst weiter, bis sie durch Beschlüsse des Beirats ersetzt werden. Der Vorsitzende des Beirats ist Michael Horn, Leiter der Abteilung 1 im BfArM.
Auf seiner ersten Sitzung hat sich der Beirat auch mit der aktuellen Versorgungslage in Deutschland befasst. Für die Anästhetika Sufentanil, Midazolam und Propofol liegen demnach trotz einiger gemeldeter Lieferengpässe keine Hinweise auf eine generell eingeschränkte Verfügbarkeit vor.
Die Versorgungssituation soll dennoch weiter engmaschig beobachten werden, insbesondere vor dem Hintergrund der Möglichkeit einer zweiten Coronawelle. Auch für die Antibiotika Epirubicin und Doxorubicin liegen trotz einiger gemeldeter Lieferengpässe keine Hinweise auf eine generell eingeschränkte Verfügbarkeit vor.
Keine Engpassmeldungen bei Heparin
Für das Antikoagulans Heparin liegen dem Beirat zufolge aktuell ebenfalls keine Lieferengpassmeldungen vor. Vor dem Hintergrund der weiterhin grassierenden Afrikanischen Schweinepest in China könnten aber Lieferengpässe in der Zukunft nicht ausgeschlossen werden.
Die von den Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften auszuarbeitenden Empfehlungen zum Einsatz Heparin-haltiger Arzneimittel befänden sich in der Ausarbeitung, hieß es.
Für das Antidepressivum Venlafaxin liegen dem Beirat zufolge 15 Lieferengpassmeldungen vor. Nach den beim BfArM vorliegenden Informationen habe sich die Versorgungslage aber leicht entspannt. Gemäß den Meldungen sei mit einer Verfügbarkeit weiterer Arzneimittel in den kommenden Wochen zu rechnen.
Für das Antidiabetikum Metformin liegen derzeit zwei Lieferengpassmeldungen vor. Vor dem Hintergrund der durchzuführenden Untersuchungen auf eine mögliche Verunreinigung mit Nitrosaminen könne es auch in den kommenden Monaten immer wieder zu Schwankungen in der Verfügbarkeit Metformin-haltiger Arzneimittel kommen.
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