Lieferengpass von Tamoxifen betrifft mindestens 100.000 Patientinnen

Berlin/Bonn – Der Lieferengpass bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln zur Brustkrebstherapie betrifft mindestens 100.000 Patientinnen. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nach einer Auswertung von Arzneiverordnungsdaten für alle gesetzlich Krankenversicherten im Jahr 2021 und dem Januar 2022.
Im Januar 2022 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Meldungen über Lieferengpässe tamoxifenhaltigen Arzneimittel erhalten. Es hatte in der Folge Ärzten unter anderem empfohlen, kleinere Packungen oder tamoxifenhaltige Präparate mit geringerer Stärke (zehn Milligramm statt 20 Milligramm) zu verordnen.
Eine Folge ist laut dem Zi, dass der Anteil der Verordnungen von Präparaten mit einer Wirkstärke von zehn Milligramm von durchschnittlich drei Prozent im zweiten Halbjahr 2021 auf neun Prozent im Januar 2022 gestiegen ist.
„Die Behandlung kann so zwar gesichert werden, aber die Patientinnen und Patienten werden durch die je Packung fällige Zuzahlung finanziell stärker belastet“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Der Industrieverband Pro Generika kritisierte unterdessen, dass der Preisdruck viele Hersteller zum Aufgeben bewege: „So beträgt die Summe, die die Arzneimittelhersteller von den Krankenkassen für eine 100er-Packung Tamoxifen erhalten, gerademal 8,80 Euro“, teilte der Verband mit. Dieser Erstattungspreis sei unabhängig von steigenden Produktionskosten und anderen Unwägbarkeiten.
„Das bedeutet: Ein Hersteller muss zu diesem Preis kostendeckend produzieren. Schafft er das nicht, muss er sich aus der Versorgung zurückziehen“, erläuterte Pro Generika. Eben dies – nämlich der Rückzug aus der Versorgung – sei geschehen, so der Verband.
Laut dem BfArm wird der Engpass noch diesen Monat und den April andauern. „Aufgrund der zugesicherten Lieferungen ist davon auszugehen, dass sich die Versorgungslage ab Mai 2022 deutlich entspannen wird“, hieß es aus dem Institut.
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