Lockdown für Millionen Chinesen

Peking – Angesichts der höchsten Coronainfektionszahlen seit zwei Jahren hat China erneut einen harten Lockdown über Millionen von Menschen verhängt. Die Zahl der Ansteckungen habe sich innerhalb eines Tages auf fast 3.400 verdoppelt, teilten die Behörden gestern mit. Dies ist die höchste Zahl an Neuinfektionen seit Februar 2020.
In der Wirtschaftsmetropole Shenzhen, einer der größten Städte des Landes, verhängten die Behörden eine einwöchige Ausgangssperre für alle 17 Millionen Einwohner. Die Bewohner müssten sich zudem drei Coronatestrunden unterziehen, teilten die Behörden gestern mit. Shenzhen grenzt an Hongkong, das derzeit mit einer heftigen Coronawelle zu kämpfen hat.
Nach ersten Fällen in Shenzhen hatten die Behörden bereits das Geschäftszentrum der Stadt abgeriegelt, dennoch verbreitete sich das Virus weiter. Gestern meldeten die Behörde 66 neue Infektionsfälle – ein Bruchteil der 32.430 am selben Tag in Hongkong registrierten neuen Fälle.
In der Großstadt Jilin im Nordosten Chinas wurde in zahlreichen Vierteln ein Lockdown verhängt, zudem mussten alle Einwohner jeweils sechs Coronatestrunden absolvieren. Seit Samstag wurden allein aus Jilin mehr als 2.200 Neuinfektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus gemeldet. Staatlichen Medienberichten zufolge wurde der Bürgermeister abgesetzt.
In der benachbarten Neun-Millionen-Stadt Changchun hatten die Behörden bereits am vergangenen Freitag einen Lockdown angeordnet. Auch der dortige Chef der Gesundheitskommission wurde entlassen. Seit Sonntag dürfen auch alle rund 700.000 Einwohner der Stadt Yanji an der Grenze zu Nordkorea ihre Häuser nicht mehr verlassen.
In Shanghai wurden mehrere Wohnanlagen für zwei Tage abgeriegelt sowie eine Reihe von Schulen, Restaurants und Einkaufszentren geschlossen. Wer die Metropole besuchen oder verlassen möchte, braucht einen negativen Coronatest.
Das Coronavirus war Ende 2019 zuerst in China entdeckt worden. Das Land hatte das Infektionsgeschehen mit einer strikten Null-COVID-Politik auf seinem Gebiet aber recht schnell eindämmen können. Schon beim Auftreten eines einzelnen Infektionsfalls verhängten die Behörden strikte Maßnahmen wie Ausgangssperren, die Abriegelung ganzer Stadtviertel und Massentests.
Trotzdem herrscht in der Volksrepublik derzeit die schwerste Coronakrise seit zwei Jahren, in 18 Provinzen ist das Virus aktiv. Zudem wachsen die Zweifel an der Null-COVID-Strategie. Regierungschef Li Keqiang hatte vor einer Woche in seiner Jahresansprache vor dem Nationalen Volkskongress gesagt, das Land müsse seine Maßnahmen gegen die Epidemie „ständig optimieren“.
Vor allem die lokalen Behörden dringen zunehmend auf mildere und gezieltere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Am vergangenen Freitag kündigte die staatliche Gesundheitskommission an, zusätzlich zu den üblichen PCR-Tests allen Bürgern Antigen-Schnelltests zur „Selbstkontrolle“ zur Verfügung zu stellen.
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