Medizin

Long COVID: Die meisten Symptome klingen nach leichter Infektion innerhalb eines Jahres ab

  • Montag, 16. Januar 2023
/niphon, stock.adobe.com
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Kfar Malal – Nach einem milden Verlauf von COVID-19 verschwinden die meisten Langzeitfolgen innerhalb eines Jahres. Das berichtet eine Arbeitsgruppe aus Israel im British Medical Journal (2023, DOI: 10.1136/bmj-2022-072529).

Als Long COVID werden Symptome bezeichnet, die mehr als 4 Wochen nach der Erstinfektion anhalten oder als neue Symptome auftreten. Im März 2022 berichteten laut der israelischen Arbeitsgruppe schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen im Vereinigten Königreich über lang anhaltende COVID-Symptome, hauptsächlich Mü­­­digkeit, Kurzatmigkeit, Geruchs- und Geschmacksverlust sowie Konzentrationsschwierigkeiten.

In ihrer Studie verglichen die Forscher den Gesundheitszustand von nicht infizierten Personen mit denen, die sich ein Jahr lang nach einer leichten COVID-19-Infektion erholt hatten. Sie nutzten dazu die Daten einer gro­ßen öffentlichen Gesundheitseinrichtung in Israel, in denen fast zwei Millionen Mitglieder zwischen dem 1. März 2020 und dem 1. Oktober 2021 auf COVID-19 getestet wurden.

Die Arbeitsgruppe erfasste über 70 mögliche Symptome, die mit Long COVID einhergehen können in frühen (30-180 Tage) und späten (180-360 Tage) Zeiträumen nach der Infektion.

Alter, Geschlecht, die SARS-CoV-2-Varianten und den Impfstatus bezogen die Forscher ein, ebenso andere potenziell einflussreiche Faktoren wie Alkoholkonsum, Raucherstatus, sozioökonomisches Niveau und eine Reihe bereits bestehender chronischer Erkrankungen. Um sicherzustellen, dass nur leichte Infektionsverläufe in die Studie eingingen, schlossen die Forscher Patienten aus, die mit schwereren Erkrankungen ins Kranken­haus eingeliefert wurden.

Eine COVID-19-Erkrankung war im Früh- und im Spätstadium signifikant mit einem erhöhten Risiko für meh­rere Erkrankungen verbunden, darunter Geruchs- und Geschmacksverlust, Konzentrations- und Gedächtnis­störungen, Atembeschwerden, Schwäche, Herzklopfen, Streptokokken-Tonsillitis und Schwindel.

Die Infektion war im Vergleich zu nicht infizierten Personen mit einem 4,5-fach höheren Risiko für Geruchs- und Geschmacksverlust im frühen Zeitraum und einem fast 3-fach höheren Risiko im späten Zeitraum ver­bunden. Die Gesamtbelastung durch Erkrankungen nach der Infektion war während des 12-monatigen Stu­dienzeitraums am höchsten für Schwäche und Atembeschwerden.

Die Ergebnisse waren bei den Wildtyp-, Alpha- und Deltavarianten von COVID-19 ähnlich. Geimpfte Personen, die sich infizierten, hatten ein geringeres Risiko für Atembeschwerden – die häufigste Folge einer leichten Infektion – und ein ähnliches Risiko für andere Beschwerden im Vergleich zu ungeimpften infizierten Patien­ten. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der leichten Krankheitsfälle keine ernsten oder chronischen Langzeiterkrankungen erleidet“, lautet das Fazit der Forscher.

hil

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