Politik

Mehr als 1.000 Übergriffe auf Rettungskräfte in fünf Jahren

  • Mittwoch, 27. September 2017
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Berlin – Die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr werden häufig selbst zu Opfern. Mehr als 1.000 Übergriffe während eines Rettungs- oder Löscheinsatzes zählte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in den vergangenen fünf Jahren. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weit darüber. „Diese Zahl spiegelt jedoch nur die meldepflichtigen Zwischenfälle, mit einer Arbeitsunfähigkeit ab vier Tagen“, erläuterte Walter Eichendorf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DGUV.

Die Vorfälle reichten von vehementem Ignorieren oder Abwehren notwendiger Maßnahmen über Beschimpfungen und Bedrohungen bis hin zu Schlägen seitens der Hilfsbedürftigen oder Umstehenden. „Wir beobachten, dass unseren Einsatzkräften in letzter Zeit immer weniger Respekt entgegengebracht wird“, berichtete auch Lars Oschmann, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).

„Die Gewaltbereitschaft steigt. Daher ist es notwendig, dass wir in der Gesellschaft ein Bewusstsein für dieses Problem schaffen“, erklärte vor wenigen Tagen auch der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Max Kaplan, anlässlich einer Tagung der mittel- und osteuropäischen Ärztekammern in Ljubljana. Sie fordern in einer Resolution eine Null-Toleranz-Politik bei Gewalt gegen Ärzte sowie eine entsprechende Gesetzgebung auf nationaler und europäischer Ebene. Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte und Krankenhausverwaltungen müssten die Vorfälle ernst nehmen und Ärzte besser für solche Situationen geschult werden.

Entsprechende Tipps zur Prävention und Deeskalation hat die DGUV in einer Infobroschüre zusammengefasst. Erarbeitet wurde die Publikation vom DGUV-Fachbereich „Feuerwehren, Hilfeleistungen und Brandschutz“ gemeinsam mit dem Deutschen Feuerwehrverband sowie weiteren Hilfeleistungsorganisationen, die Rettungsdienste betreiben.

Zum Beispiel sollten Einsatzkräfte nicht nur die Hilfsbedürftigen, sondern auch deren Umfeld im Auge behalten, um Aggressionspotenzial rechtzeitig zu erkennen. Wichtig sei außerdem, das eigene Handeln immer wieder verständlich zu erklären, um Miss­verständnisse zu vermeiden und bei Gefahr Unterstützung zu holen, heißt es darin. Die Autoren weisen außerdem darauf hin, dass auch verbale Übergriffe zu psychischen Belastungen führen könnten und gemeldet werden sollten. Ein Musterformular im Anhang der Broschüre soll das Erfassen von Übergriffen erleichtern.

Die Bundesregierung hat in Deutschland kürzlich härtere Strafen für Angriffe ins­besondere auf Polizisten sowie Notärzte, Hilfskräfte der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und der Rettungsdienste beschlossen. Niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte sind allerdings nicht in das Gesetz eingeschlossen.

hil

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