Vermischtes

Mehr als 30 Millionen Notrufe pro Jahr über die 112

  • Montag, 12. Februar 2024
/picture alliance, Geisler-Fotopress, Sebastian Gabsch
/picture alliance, Geisler-Fotopress, Sebastian Gabsch

Bonn – Pro Tag werden in Deutschland durchschnittlich rund 84.000 Notrufe über Festnetz und Mobilfunk abgesetzt. 2023 waren es mehr als 30 Millionen. Das teilten Deutsche Telekom, Telefonica Deutschland und Vodafone zum 11. Februar mit. An dem Tag begehen Rettungsdienste und Automobilclubs den „Euro­päischen Tag des Notrufs 112“.

Laut Telekom kommen mittlerweile mehr als 90 Prozent der Anrufe über das Handy. Die meisten Notrufe gab es 2023 am 22. Juni. Das Unwettertief „Lambert“ sorgte in ganz Deutschland für umgestürzte Bäume und überschwemmte Keller.

Wie Vodafone mitteilte, wird in Deutschland mittlerweile bei einem Handynotruf an die 112 der genaue Stand­ort des Anrufers automatisch an die Retter übertragen. Dadurch könnten Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen den Unglücksort sehr schnell finden.

Die Zahl der Scherzanrufe sei auf nahezu Null zurückgegangen, seitdem Notrufe nicht mehr mit einem Mobil­telefon ohne aktivierte SIM-Karte möglich seien, erläuterte ein Vodafone-Sprecher heise online.

Seit 2018 müssen neue Autotypen in der EU mit dem automatischen Notrufdienst eCall ausgestattet sein. eCall nutzt Mobilfunk und Satellitenortung, um nach einem Unfall – automatisch oder von den Insassen ausgelöst – eine Telefonverbindung zur Notrufnummer 112 herzustellen.

„In einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde“, mahnte der ADAC am vergangenen Freitag. Er appellier­te an die Autofahrer, wichtige Notfalldaten im Mobiltelefon zu hinterlegen. Der Automobilclub bietet dazu einen digitalen Notfallpass für das Smartphone an.

Im Ernstfall können Rettungskräfte den QR-Code auf dem Notfallpass scannen. Die Notfalldaten werden dann direkt übertragen oder beispielsweise an die weiterbehandelnde Klinik übermittelt. Voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2024 stehe dieser Notfallpass allen Menschen in Deutschland kostenlos zur Verfügung, so der Club.

In den allermeisten Notfällen seien akut Erkrankte oder Verunglückte in der Lage, ihr Mobiltelefon zu ent­sper­ren, betont der ADAC. Die Rettungskräfte könnten also auch bei schwerwiegenden Fällen wie zum Bei­spiel einem Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall die Notfalldaten erfassen. Informationen zu Vorerkran­kungen, Medikamenten oder einer möglichen Schwangerschaft könnten für eine akute Behandlung ent­scheidend sein.

Seit Jahren debattieren Politik und Gesundheitswesen eine Reform der Notfallrettung. Beklagt wird eine Fehl­steuerung der Patienten in Notfällen. Rettungsdienste und Notaufnahmen der Krankenhäuser berichten von Überlastung und Fehlalarmen.

„Im Notfall sollen Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss nicht immer das Krankenhaus sein“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lau­terbach Mitte Januar, als er Eckpunkte für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung vorlegte.

In vielen Fällen sei der ärztlich Notdienst sehr viel sinnvoller. Häufig reiche auch der Besuch am nächsten Tag in der Hausarztpraxis. Um die Patienten besser zu steuern, sollen laut den Eckpunkten die Notdienstnummern von Rettungsdienst (112) und Kassenärzten (116117) vernetzt werden. Bundesweit sollen an Krankenhäusern Integrierte Notfall­zentren mit einer zentralen Ersteinschätzungsstelle aufgebaut werden.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen rund um die Uhr eine telemedizinische Versorgung und Hausbe­suche bereitstellen. Künftig soll auch der Rettungsdienst durch Hausbesuche nicht ärztlicher Fachpersonen entlastet werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) wiesen zum Notruftag auf die Bedeutung der Telefonreanimation hin. Die Tele­fon­reanimation, auch TCPR genannt, bezeichnet die angeleitete Herz-Lungen-Wiederbelebung beziehungsweise Herzdruckmassage für Ersthelfe über das Telefon.

Durch die Anleitung durch Leitstellendisponenten könne das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen profes­sio­neller Hilfe geschlossen werden, so die beiden Verbände. Studien zeigten den positiven Einfluss von TCPR auf Überleben, Neurologie und Lebensqualität der Überlebenden.

In den vergangenen Jahren hat sich die Bedeutung der telefonischen Unterstützung bei der Wiederbelebung stetig gesteigert. Aktuellen Statistiken des Deutschen Reanimationsregisters zufolge ist die Quote der Tele­fon­reanimation von 12,4 Prozent im Jahr 2014 auf 30,9 Prozent im Jahr 2022 angestiegen.

kna

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung